Wirtschaft

Dissens über Ärztedichte

Ärzteatlas 2016: oft Überversorgung statt Mangel

cha | Genügend oder gar zu viele Ärzte, aber nicht alle am richtigen Ort – das zeigt der Ärzte­atlas 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), der das regionale Versorgungsangebot für 23 Arztgruppen kartografisch ausweist. Allerdings, so moniert die Kassenärztliche Bundesvereinigung, werde dabei nicht die zunehmende Teilzeittätigkeit berücksichtigt.

Im internationalen Vergleich stehe Deutschland, so die AOK in ihrer Pressemeldung, bei der Arztdichte mit 4,1 praktizierenden Ärzten je 1000 Einwohner auf einem der Spitzenplätze. Der Ärzteatlas 2016 zeige zudem, dass die Arztdichte in Deutschland zwischen 1991 und 2015 um knapp 50 Prozent zugenommen hat. Bei den niedergelassenen Ärzten gebe es keinen Ärztemangel, sondern vielfach Überversorgung. Die Überversorgung in einigen Regionen binde Ressourcen, die anderswo fehlten.

Probleme sieht die AOK vor allem im hausärztlichen Bereich: Bundesweit sei ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre oder älter. Zwar müsse nicht jeder frei werdende Arztsitz wieder besetzt werden. Kämen jedoch ungünstige Faktoren zusammen wie niedriger Versorgungsgrad, hoher Altersanteil bei den Ärzten und Schwierigkeiten mit der Wiederbesetzung, so sei die Lage kritischer. Ärztlicher Nachwuchs werde daher in den kommenden Jahren vor allem im hausärztlichen Bereich benötigt. Der Ärzteatlas steht zum Download unter www.wido.de/aerzteatlas2016.html bereit.

1,4% mehr Ärzte, aber nur 0,2% mehr Arztstunden

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung verweist in einer Pressemeldung darauf, dass beim Ärzteatlas 2016 aktuelle Trends wie Anstellung und Teilzeit nicht berücksichtigt würden. Zwar habe sich im Vergleich zum Vorjahr die Gesamtzahl der Vertragsärzte und -psychotherapeuten um 2369 erhöht (+ 1,4%). Jedoch sei damit die Anzahl der geleisteten Arztstunden nicht unbedingt gestiegen: Angesichts des anhaltenden Trends zur Teilzeittätigkeit er­gebe sich lediglich ein Plus von 0,2 Prozent. |

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