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- AZ 51-52/2016
- Liebes Christkind
Gesundheitspolitik
Liebes Christkind,
wenn es dir demnächst mal schlecht geht, also so richtig mit Husten und Schnupfen und so, musst Du lange suchen, bis Du eine Apotheke findest. Und dann macht sie keinen Nachtdienst, stellt keine Rezeptur mehr her, fraglich, ob sie Dir überhaupt noch helfen kann. Woher ich das weiß? Lies mal die rote Blaulicht-Karte der ABDA: „Gesundheitssystem in Gefahr!“ Nee, nee, war nur ein Scherz, schau Dir lieber das Kuschelvideo aus Baierbrunn an: „Danke, Apotheke“ – und Dir wird warm ums Herz. So geht Apotheke!
Weißt Du, mehr Liebe, mehr Zuwendung haben wir Apothekerleins in diesem Jahr bitter nötig. Du kennst das böse Oigeha-Urteil, oi, oi, oi. Was die roten Roben in Luxemburg entschieden haben, war echt gemein. An Versandapos haben wir uns ja gewöhnt, aber freie Preise bei Rx – das macht uns kaputt. Das kannst Du nicht wollen, liebes Christkind!
Wir haben Sorgen genug, z. B. die Lieferengpässe. Einfachste Arzneimittel gibt’s nicht mehr. Du fragst, warum unsere ABDA-Oberen nicht auf die Engpass-Barrikaden gehen? Mensch Christkind, versteh doch, die hatten nun wirklich alle Hände voll zu tun in diesem Jahr! Zum Beispiel ihre Wiederwahl vorbereiten, oder den größten Meilenstein organisieren, den Kauf ihres neuen Hauses. Und der alte Kasten muss auch noch per Videofilm verscherbelt werden. Ja, und nebenbei ein paar Argumente zusammentragen, warum wir eine klitzekleine Rezepturpreiserhöhung und ein paar Cent mehr Dokugebühr verdient haben.
Liebes Christkind, immerhin dürfen wir jetzt den Vornamen und die Telefonnummer aufs Rezept schreiben, wenn’s der Onkel Doktor vergessen hat. Und wir werden dafür nicht mal retaxiert. Aber einen Medikationsplan erstellen, dafür reicht halt unsere Kompetenz nicht – glauben die Gesundheitspolitiker. Und deswegen macht die Barmer GEK jetzt Medikationsmanagement nur mit den Ärzten. Und bekommt vom Josef (nicht der im Stall, sondern der hinter der Hecken) gleich 16 Mio. Euro. Gerecht, liebes Christkind? Und unser kleiner Armin zappelt nackt in seiner Krippen und schreit!
Also, mein Christkind, wenn Du Deine Apothekerleins liebst, dann schenkst du dem Mäxchen von DocMo eine Videospielkonsole mit Schoko-Automat, Marke Hüffi – ist hart, aber damit kann er uns Nerven und sich eine Menge Geld sparen. Und für unsere Dreifaltigkeit (sowas haben wir auch, sogar mit Doppelpack!) im Berliner Lindencorso hätte ich den Wunsch: Bring jedem ein Päckchen Erdung für die neue Amtszeit. Und vor allem: Leg ihnen den Bestseller unter den Baum: „Rx-Versandverbot – so wird’s was“, verfasst von Gröhe+Meyer. Wenn Du dann noch dem Karlchen eine neue Fliege bringst, die so groß ist, dass sie über seine Klappe geht, dann gehen wir zuversichtlich ins neue Jahr.
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