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Besinnen wir uns auf unsere Stärken

Ein Kommentar von Barbara Stücken-Neusetzer zum EuGH-Urteil

Barbara Stücken-Neusetzer

Vor rund einer Woche fällte der Europäische Gerichtshof (EuGH) sein Urteil zur Rx-Preisbindung für ausländische Versandapotheken. Standesvertreter reagierten mit Empörung. „Jetzt ist die deutsche Politik gefordert“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt in einer Pressemeldung. Er hält ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln in Deutschland für europarechtlich zulässig.

Konstantin Primbas, Inhaber der deutschen Versandapotheke Aponeo, entgegnet: „Wenn die Preisbindung jetzt gelockert wird, dann muss sie auch konsequent für alle Marktteilnehmer gelockert werden.“ Inländische Apotheken dürften nicht benachteiligt werden. Alle Marktteilnehmer rufen einmal mehr nach dem „großen Bruder“ in Berlin.

Das allein reicht aber nicht. Klar ist auch, dass Präsenzapotheken eine wichtige Funktion erfüllen. Und das sollten wir immer wieder kommunizieren. Öffentliche Apotheken beraten niederschwel­lig, ohne Terminvereinbarung, dafür mit viel Empathie. Wir sind für geriatrische sowie schwer oder akut kranke Menschen da: im persönlichen Gespräch von Mensch zu Mensch und im Notdienst sogar nachts und an Sonn- und Feiertagen.

Wir liefern dringend benötigte Arzneimittel innerhalb kürzester Zeit oder haben die Präparate vorrätig. Wir fertigen Rezepturen an und geben BtM ab. Das leisten Versender wie DocMorris eben nicht. Dafür brauchen Apotheken aber eine wirtschaftliche Grundlage. Diese wäre durch die Freigabe der Arzneimittelpreisverordnung – wie sie jetzt für ausländische Versandapotheken gelten soll – gefährdet.

Deshalb fordern wir von der Politik schnelles Handeln. Unsere Arzneimittelversorgung soll die Qualität behalten, die sie heute hat. Ein Kaputtsparen des nationalen Systems durch vermeintliche Boni für einzelne Patienten führt in die entgegengesetzte Richtung. Schon heute beklagt die Politik in ländlichen Gebieten einen Mangel an Ärzten und Fachärzten, soll das auch für Apotheken um sich greifen? Wir sollten auch mit Patienten darüber sprechen – schon morgen im HV.

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