Prisma

Fette Bären leben gesund

Kein Risiko für metabolisches Syndrom

cae | Der Braunbär wird in jedem Sommer übergewichtig, entwickelt dabei aber kein metabolisches Syndrom wie der Mensch oder eine Labormaus. Woran liegt es?
Foto: ASP Inc – Fotolia.com

Nach dem Winterschlaf ist der Braunbär (hier die Unterart Grizzly) ziemlich abgemagert. Aber schon bald legt er sich einen neuen Speckgürtel an – und bleibt gesund dabei.

Es sind hauptsächlich kleine Nagetiere wie der Siebenschläfer oder das Murmeltier, die den Winter in einem geschützten Versteck verschlafen und im Frühling zu neuem Leben erwachen. Unter den großen Tieren zeigen die Braunbären dieses merkwürdige Verhalten, dessen Details noch manche Fragen aufwerfen. Klar ist, dass die Bären sich im Sommer Energiereserven in Form von Fett anlegen, um im Winter davon zu zehren. Die Fettverbrennung erfolgt in braunen Fettzellen, die besonders viele Mitochondrien besitzen und deren Farbe von dem Cytochrom stammt. Noch unklar ist, warum das viele Körperfett den Bären nicht schadet.

Schwedische Mikrobiologen und Physiologen haben die Darmflora von Braunbären im Sommer und im Winter untersucht und dabei ein typisches Auf und Ab der beiden Hauptgruppen der physiologischen Darmbakterien festgestellt: Im Sommer überwiegen die grampositiven Firmicutes (z. B. Clostridium, Lactobacillus), die die komplexen Nahrungsbestandteile ­effektiv aufspalten und dadurch eine optimale Resorption und Nahrungsverwertung ermöglichen. Im Winter überwiegen hingegen die gramnegativen Bacteroidetes (hauptsächlich Bacteroides), die die Nahrung nur mäßig vorverdauen; da ein schlafender Bär nichts frisst, liegt die Vermutung nahe, dass dies die angemessene Darmflora für die Ruhephase ist. Zudem nahm im Winter die Anzahl der grampositiven Actinobacteria ab, über deren Funktionen noch nicht viel bekannt ist.

Die Schweden verpflanzten die Darmflora der Bären auf Mäuse mit einem sterilen Darm, worauf bei gleichartiger Ernährung nur die Mäuse mit der Sommer-Bakterienflora adipös wurden. Dennoch entwickelten diese Mäuse keine Anzeichen von metabolischen Störungen wie z. B. eine Insulinresistenz. Des Rätsels Lösung dürfte darin liegen, dass die Sommer-Bakterien­flora auch Substanzen synthetisiert, die protektiv wirken – die Suche danach hat bereits begonnen. |

Quelle

Sommer F, et al. The Gut Microbiota Modulates Energy Metabolism in the Hibernating Brown Bear Ursus arctos. Cell Rep; Epub 26.1.2016

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