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Die Nerven bewahren

Vitamin B12-Mangel bei Risikopatienten erkennen und behandeln

rei | Mangelt es an Vitamin B12, äußert sich das in einer Kombination aus internistischen, neurologischen und psychiatrischen Symptomen. Wie man einen B12-Mangel bei Risikopatienten frühzeitig erkennt und mit einer oralen Therapie gegensteuert, wurde vor Kurzem bei einem Symposium erklärt.
Foto: Wörwag

Vitaminmangel im Überfluss? Was auf den ersten Blick paradox erscheint, ist durchaus zutreffend. In der nationalen Verzehrsstudie 2012 wurde zwar eine allgemein ausreichende Vitamin-B12-Aufnahme berichtet, doch bei Kindern, Jugendlichen und älteren Personen besteht häufig ein Mangel. Unter den Jüngeren laufen vor allem Veganer Gefahr, in einen Vitamin-B12-Mangel zu rutschen. Bei den Älteren ist oftmals die Aufnahme des Vitamins gestört, der pH-Wert im Magen durch Arzneimittel verändert oder es liegen chronische Durchfälle vor. Metformin, Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker sind dafür bekannt, das Transportprotein Intrinsic factor zu hemmen.

Die Speicherfähigkeit von Vitamin B12 ist so gut, dass sich Mangelsymptome erst nach einigen Jahren bemerkbar machen. Die ersten, unspezifischen Anzeichen sind Müdigkeit und Erschöpfung, später kommen kognitive Einschränkungen und depressive Symptome dazu. Etwa ein Drittel der depressiven Patienten weisen einen manifesten Vitamin-B12-Mangel auf. Dass Vitamin B12-Mangel die zweithäufigste, reversible Ursache einer Demenz ist, berichtete Priv.-Doz. Dr. Marija Djukic, Neurologin und leitende Oberärztin der geria­trischen Abteilung am Evangelischen Krankenhaus Weende in Göttingen, aus einer eigenen Studie. Knapp zehn Prozent der dabei untersuchten Demenzpatienten waren davon betroffen.

Bei Depression, Gedächtnisstörung und unklaren neurologischen Symptomen sollte daher an einen Vitamin-B12-Mangel gedacht werden. Wird er rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die Symptome noch reversibel.

Von den vier Markern für einen Vit­amin-B12-Mangel – Gesamt-B12, Holotranscobalamin (HoloTC), Methylmalonsäure (MMA) und Homocystein – bietet allerdings keiner alleine die nötige Spezifität und Sensitivität. Eine frühzeitige Diagnose lässt sich nur durch Kombination der Marker erhärten. So kann ein Vitamin-B12-Mangel mit einem niedrigen HoloTC und erhöhten MMA-Konzentrationen verlässlich diagnostiziert werden.

Um einen Vitamin-B12-Mangel zu beheben, wird das Vitamin oral oder parenteral verabreicht. Die orale Therapie ist der parenteralen dabei ebenbürtig, sogar bei verminderter Absorption, ­erklärte Professor Karlheinz Reiners, Oberarzt und Leiter der neuromusku­lären Spezialambulanz am Herrmann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz. Vitamin B12 wird bei hoher oraler Zufuhr unabhängig vom Intrinsic factor passiv über die Darmschleimhaut aufgenommen. Eine systematische Metaanalyse hat gezeigt, dass oral verabreichtes Cyanocobalamin in Dosierungen von 1000 bis 2000 μg ebenso effektiv ist wie die parenterale Gabe. Selbst in diagnostisch zweifelhaften Fällen habe die probatorische Therapie mit oralem Vitamin B12 ihre Berechtigung, beispielsweise bei älteren Patienten mit täglich 1000 μg über sechs Wochen.

 

Quelle: 6. Vitamin B12-Symposium „Wissen, was Nerven bewahrt“, veranstaltet von Wörwag am 06.05.2017 in München

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