Prisma

Flavonoide gegen Übergewicht

Apigenin und Naringenin steigern Fettabbau

cae | Eine starke Gewichtsreduktion durch eine Diät ist oft nur von kurzer Dauer. Wer zu seinen alten Ernährungsgewohnheiten zurückkehrt, erreicht wieder sein früheres Gewicht oder übertrifft dieses sogar noch. Dabei spielen die veränderte Darmflora und zwei Flavonoide eine Rolle – zumindest bei Mäusen.
Foto: ecummings00 – Fotolia.com
Mein Futter und ich – Flavonoide könnten diese Maus wieder schlanker machen.

Schon vor einigen Jahren wurde in Tierversuchen ein antiadipöser Effekt des Flavonoids Apigenin beobachtet, das in vielen Gemüsesorten (z. B. Brokkoli) und Heilkräutern (z. B. Kamille) vorkommt. Seit Kurzem ist auch vom Naringenin (in Grapefruit u. a.), das bisher vor allem wegen seines Interaktionspotenzials mit bestimmten Arzneistoffen negativ auffiel, ein solcher Effekt bekannt. Ob diese Flavonoide resorbiert werden, hängt großenteils von der individuell unterschiedlichen Darmflora ab. Im israelischen Weizmann-Institut, wo im „Personalized Nutrition Project“ eine der weltweit größten Ernährungsstudien läuft, wurde an Labormäusen untersucht, was ihre Gewichtszunahme nach einer Diät stimuliert bzw. verhindert.

Die Mäuse erhielten vier Wochen lang erst eine fettreiche, dann eine kalorienreduzierte Diät. Als sie danach wieder ihre Normalkost erhielten, nahmen sie so stark zu, dass sie ihr Ausgangsgewicht übertrafen. Bei den Stoffwechselhormonen ließ sich kein signifikanter Unterschied beim Vorher-Nachher-Vergleich finden. Da­gegen hatte sich in der Darmflora ein Wandel vollzogen, der noch fünf bis sechs Monate nach dem Ende der Diät anhielt: Die Gruppe der grampositiven Firmicutes hatte sich auf Kosten der gramnegativen Bacteroidetes vermehrt. Mit dieser Imbalance oder Dysbiose geht u. a. eine intensivere Aufspaltung von Kohlenhydraten einher, sodass mehr Glucose resorbiert wird, was in Hungerphasen sinnvoll ist. Die Dysbiose führt aber auch zum stärkeren Abbau von Flavonoiden. Wenn den Mäusen nach der Diät die beiden Flavonoide Apigenin und Naringenin oral substituiert wurden, normalisierten sich einige erniedrigte Stoffwechselparameter wie der Sauerstoffverbrauch, und sie wurden körperlich aktiver. Im Endeffekt sorgten die Flavonoide dafür, dass die Mäuse mehr Kalorien verbrauchten und weniger Fett speicherten.

Die Autoren bezeichnen Apigenin und Naringenin als „Postbiotika“ und ver­stehen darunter ernährungsphysio­logisch wertvolle Stoffe, die unter Umständen von Darmbakterien abgebaut werden und dann supplementiert werden sollten. Sie planen nun eine entsprechende Studie mit übergewichtigen Probanden. |

Quelle

Thaiss CA, et al. Persistent microbiome alterations modulate the rate of post-dieting weight regain. Nature 2016;540:544-551

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