Wirtschaft

Statistiken verschönert

Das Geschäft der GKV mit Saisonarbeitern

eda | Dem „Handelsblatt“ liegt eine Auswertung vor, nach der vor allem Ortskrankenkassen mit der dauerhaften Versicherung von Saisonarbeitern und anderen Versicherten mit unklarem Status ihre Mitgliederstatistik verschönert haben sollen. Auf sie kommen nun Rückzahlungen in Milliardenhöhe zu.

Lange war unklar, ob der Vorwurf stimmt, dass sich manche gesetz­liche Krankenkasse mit Kartei­leichen Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erschlichen hat. Seit Oktober 2017 sind die Kassen nun verpflichtet, die genaue Zahl dieser „obligatorischen Anschlussversicherten“ offenzulegen.

Das „Handelsblatt“ meldet, dass die Auswertung dieser Zahlen nahelegt, dass vor allem die allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) seit 2013 von der Möglichkeit Gebrauch machen, Saisonarbeiter auch nach Rückkehr in die Heimat als Beitragszahler weiter zu führen. Anfang März 2018 wurde nämlich die tatsächliche Zahl von 510.000 „obligatorisch Anschlussversicherten“ ermittelt. Im Zusammenhang mit den Angaben der Krankenkassen ergibt sich daraus ein verzerrtes Bild: Die Ortskrankenkassen meldeten nämlich, sie hätten 305.000 Anschlussversicherte, also 60 Prozent, obwohl sie tatsächlich nur über einen Marktanteil von gut 36 Prozent verfügen. Auch die Innungskrankenkassen veröffentlichten eine ku­riose Zahl, nach der es bei ihnen mehr als 16 Prozent der Anschlussversicherten geben müsste. Doch auch die Innungskrankenkassen haben einen geringeren Marktanteil von etwa sieben Prozent. Dagegen scheinen Betriebs- und Ersatzkrankenkassen mit Marktanteilen von 15 bzw. 39 Prozent und Angaben von 36.000 bzw. 58.000 obligatorisch Anschlussversicherten eher unterproportional vertreten zu sein. Gesundheitsminister Jens Spahn will mit dem Versichertenentlastungsgesetz die Kassen verpflichten, bis Mitte 2019 alle Versichertenverhältnisse zu identifizieren und diejenigen zu stornieren, bei denen keine Beiträge gezahlt und keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Das Bundesversicherungsamt soll die Zuweisungen von den Kassen zurückfordern – plus einen Zuschlag von 25 Prozent. Nach bisherigen Schätzungen geht es um Gelder in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro. |

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