Gesundheitspolitik

Sovaldi-Patent hat Bestand

„Ärzte ohne Grenzen“ und ihre Mitstreiter wollen weiterkämpfen

BERLIN (ks) | Das US-Pharma-Unternehmen Gilead darf sein Patent auf sein Hepatitis-C-Präparat Sovaldi behalten – allerdings mit Änderungen. Das hat das Europäische Patentamt (EPA) in München am vergangenen Donnerstag entschieden. Verschiedene Nichtregierungsorganisa­tionen wie „Ärzte ohne Grenzen“ (ÄoG) und „Ärzte der Welt“ hatten versucht, das Patent auf den Wirkstoff Sofosbuvir zu kippen.

Bei ÄoG zeigte man sich nach der Entscheidung „zutiefst enttäuscht“. Sie behindere weiterhin die Herstellung von kostengünstigen Generika und deren Import nach Europa. Das Dilemma ist bekannt: Momentan verlangt Gilead für eine zwölfwöchige Therapie mit Sofosbuvir in Europa bis zu 43.000 Euro. In Ländern, in denen Sofosbuvir nicht von Patenten geschützt ist, kostet sie laut ÄoG nur rund 52 Euro.

ÄoG: Konzerne höhlen Patentsystem aus

Gaelle Krikorian von ÄoG sagte, die Entscheidung zeige „eindeutig wie multinationale pharmazeutische Konzerne es schaffen, das Patentsystem auszunutzen und auszuhöhlen, so dass sie sich von jeglicher Konkurrenz abschotten und völlig überhöhte Preise verlangen können“. Sie kündigte an, gegen die Entscheidung in Berufung zu gehen. Wie die vom EPA beschlossenen Änderungen am Patent genau aussehen, blieb zunächst offen.

Im Oktober 2016 hatte das EPA das Sofosbuvir-Patent bereits eingeschränkt. Direkte Konsequenzen für die Versorgung der Menschen hatte diese Entscheidung allerdings nicht. Gilead kann seither noch immer hohe Preise für Sovaldi verlangen.

In nichteuropäischen Ländern wurde das Patent ebenfalls schon angefochten – in Ägypten, China und der Ukraine bereits mit Erfolg. In anderen Ländern wie Argentinien, Brasilien, Indien, Russland und Thailand stehen laut ÄoG die Entscheidungen noch an. |

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