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Arzneimittel und Therapie
Wenn Ivermectin Moskitos zum Verhängnis wird
Neue Strategie zur Malaria-Elimination
Ivermectin wird in einer Dosierung von 150 – 200 µg/kg unter anderem zur Behandlung der Tropenkrankheit Onchozerkose (Flussblindheit) angewendet. Da Ivermectin auch in Dosen von bis zu 2000 µg/kg gut verträglich ist, wurde nun die Wirksamkeit und Sicherheit von höher dosiertem Ivermectin in Kombination mit einer Malaria-Standardtherapie (Dihydroartemisinin/Piperaquin) untersucht.
Add-on zur Standardtherapie
In die randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie, die an einer kenianischen Klinik durchgeführt wurde, wurden Erwachsene mit unkomplizierter Plasmodium falciparum-Malaria eingeschlossen. 141 Studienteilnehmer wurden in einem 1:1:1-Schema in drei Gruppen eingeteilt und erhielten drei Tage lang entweder 300 µg/kg Ivermectin, 600 µg/kg Ivermectin oder Placebo, jeweils in Kombination mit Dihydroartemisinin/Piperaquin. Den Probanden wurde am Tag der letzten Einnahme sowie an den Tagen 2, 7, 10, 14, 21 und 28 danach Blut abgenommen, das wiederum an Anopheles-gambiae-Mücken verfüttert wurde. Die Überlebensrate der Mücken wurde täglich bis Tag 28 ermittelt. Primärer Endpunkt war die 14-tägige kumulative Mortalität der Mücken, welche sieben Tage nach der Behandlung gefüttert wurden. Dazu stand von 128 Probanden eine Blutprobe von Tag 7 zur Verfügung.
Ivermectin
Ivermectin ist ein makrozyklisches Lacton, das aus Streptomyces avermibilis gewonnen wird. Es wirkt gegen zahlreiche Nematoden, u. a. Onchocerca volvulus (Fadenwurm). Der Wirkmechanismus wird auf eine Lähmung der Parasiten durch Öffnung von Chloridkanälen zurückgeführt.
Ivermectin-Tabletten sind seit 2016 in Deutschland auf dem Markt (Scabioral® 3 mg) und sind indiziert zur Behandlung der Skabies (Krätze), der gastrointestinalen Strongyloidiasis (Anguillulosis) und der Mikrofilarämie bei Patienten mit einer durch Wuchereria bancrofti verursachten lymphatischen Filariose.
Daneben wird der Wirkstoff zur topischen Behandlung von entzündlichen Läsionen der (papulopustulösen) Rosazea angewendet (Soolantra® 10 mg/g Creme).
Gift für Blutsauger
Es zeigte sich, dass die Einnahme von Ivermectin mit einer deutlich höheren Mücken-Mortalität einherging als die Placebo-Gabe: Nach 14 Tagen waren 96,7% (Ivermectin 600 μg/kg), 92,7% (Ivermectin 300 μg/kg) und 41,4% (Placebo) der mit den unterschiedlichen Blutproben von Tag 7 gefütterten Mücken tot. Die Letalitätsunterschiede zwischen den einzelnen Ivermectin-Gruppen und Placebo waren statistisch signifikant. Zwischen den beiden Ivermectin-Gruppen zeigten sich hingegen kaum Unterschiede in der kumulativen Mortalität. So war das Risikoverhältnis gegenüber Placebo mit 2,26 (Ivermectin 600 μg/kg) bzw. 2,18 (Ivermectin 300 μg/kg) ähnlich. Auch nach 28 Tagen war die Mücken-Mortalität unter Ivermectin noch signifikant höher als unter Placebo. Bezüglich der Sicherheit und Verträglichkeit war eine Dosisabhängigkeit feststellbar: Bei 11% der mit Ivermectin 600 μg/kg behandelten Probanden sowie bei 4% der 300 µg/kg-Gruppe kam es zu therapiebedingten unerwünschten Ereignissen – beispielsweise zu vorübergehenden Sehstörungen. In der Placebo-Gruppe traten keine unerwünschten Wirkungen auf.
Insgesamt erwies sich Ivermectin als gut verträglich und konnte das Überleben der Mücken für mindestens 28 Tage nach der Behandlung reduzieren. Gerade die Kombination aus der Artemisinin-basierten Therapie und Ivermectin dürfte ein vielversprechender Ansatz sein, da gleichzeitig Parasit und Überträger ins Visier genommen werden. |
Quelle
Smit MR et al. Safety and mosquitocidal efficacy of high-dose ivermectin when co-administered with dihydroartemisinin-piperaquine in Kenyan adults with uncomplicated malaria (IVERMAL): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Infect Dis 2018; doi:10.1016/S1473-3099(18)30163-4
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