Arzneimittel und Therapie

Zunehmend zufriedener

Dauerhafte Einnahme von Antidepressiva ist mit Gewichtszunahme assoziiert

Dass eine Behandlung mit Antidepressiva über einen kürzeren Zeitraum betrachtet zu überflüssigen Pfunden führen kann, ist nicht neu. Nun wurde untersucht, inwiefern die langfristige Anwendung das Risiko erhöht, dass die Zahl auf der Waage stetig ansteigt.
Foto: YakobchukOlena – stock.adobe.com

Im Rahmen einer prospektiven, zehnjährigen Beobachtungsstudie wurden 294.719 Datensätze der britischen Bevölkerung aus den Jahren 2004 bis 2014 ausgewertet. Für alle eingeschlossenen Personen lagen mindestens drei Body-Mass-Index(BMI)-Werte vor. Neben dem initialen BMI wurden Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Komorbidität/Komedikation und Sozialstruktur bei der Auswertung als mögliche Störgrößen berücksichtigt. 18% der Personen hatten im ersten Kalenderjahr nach Beginn der Beobachtung ein Antidepressivum verschrieben bekommen. Die anderen 82% fungierten als Kontrollgruppe. Im Zusammenhang mit Antidepressiva trat eine Zunahme des Körpergewichts von ≥ 5% (bezugnehmend auf das Vorjahr) häufiger auf als bei Personen, die nie ein Antidepressivum verordnet bekommen hatten: Die Inzidenz betrug unter Antidepres­siva 11,2 pro 100 Personenjahre, in der Kon­trollgruppe hingegen nur 8,1 pro 100 Personenjahre. Im zweiten Behandlungsjahr war die Gewichtszunahme am stärksten ausgeprägt: Das Risiko lag bei Antidepressiva-Verordnung fast 50% höher als in der Kontrollgruppe. Noch bis zu sechs Jahre nach Beobachtungsbeginn war das Risiko erhöht. Doch nicht jede Substanz zeigte den gleichen Effekt. Mirtazapin erhöhte beispielsweise die Körperfülle deutlich stärker als selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI). Zwar lässt die Studie einen Zusammenhang zwischen einer antidepressiven Pharmakotherapie und einer Gewichtszunahme vermuten, doch steigen die Verschreibungszahlen von Antidepressiva und das Körpergewicht der durchschnittlichen Weltbevölkerung auch unabhängig voneinander permanent an. Und bedingen sich Depressionen und Übergewicht ohnehin nicht häufig gegenseitig? Nichtsdestotrotz sensibilisiert die Studie für diese ernst zu nehmende Begleiterscheinung der Erkrankung oder ihrer Medikation und fordert zu einem aktiven Gewichts- und Bewegungsmanagement im Zuge der Therapie auf. |

Quelle

Gafoor R et al. Antidepressant utilisation and incidence of weight gain during 10 years’ follow-up: population based cohort study. BMJ 2018;361:k1951

Apothekerin Ariane Gerlach

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.