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Rezension
Der „Interaktionstrainer“
Aufklappen und lernen
Die 150 Karteikarten lassen sich in die beiden großen Bereiche Theorie und Praxis unterteilen. Es werden die theoretischen Hintergründe vertieft, indem verschiedene Arten von Interaktionen (unter anderem pharmakokinetische und pharmakodynamische) dargestellt werden. Bei den pharmakokinetischen Interaktionen liegt der Schwerpunkt im LADME-Modell auf dem Metabolismus der Arzneistoffe. Ausgewählte Grafiken veranschaulichen die Mechanismen gut, und zur Verdeutlichung sind Beispiele mit Verweis auf den entsprechenden Praxisfall aufgeführt. Die angefügte Tabelle, die die gängigsten CYP-Substrate und Inhibitoren oder Induktoren (Ausmaß farblich markiert) auflistet, ist in der Praxis sinnvoll zum Nachschlagen.
Da es im Berufsalltag häufig schwierig ist, die Relevanz und das notwendige Vorgehen bei einer entdeckten Interaktion abzuschätzen, werden hilfreiche Fragen zur Beurteilung besprochen. Beispielsweise, ob die Interaktion gewollt ist (wie das Boostern in der HIV-Therapie) oder wie wahrscheinlich es ist, dass die Interaktion bei dem einzelnen Patienten auftritt.
Zur Vertiefung gehen die Autorinnen speziell auf das Serotonin-Syndrom, das Stufenschema der Schmerztherapie nach WHO, die Interaktionen mit der häufig verordneten Arzneimittelgruppe der Statine und die QT-Zeit-Verlängerung sowie Torsade de pointes ein.
Interaktionstrainer
150 Karteikarten. Theorie und Fälle aus der Praxis
Von Elisabeth Pfister und Anna Lunzner
5 farb. Abb., 6 farb. Tab., 54 Einzelkarten, 100 Doppelkarten, 10,5 × 14,8 cm, Karteikasten, 44,00 Euro, ISBN 978-3-7692-5539-3
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An den Theorieteil schließen sich 100 Patientenfälle aus der Praxis an, bei denen es entweder zwischen zwei Arzneistoffen oder einem Arzneistoff und einem Nahrungs- oder Suchtmittel (Alkohol, Rauchen) zu Interaktionen kommt. Jede aufklappbare Karteikarte folgt demselben schematischen Aufbau. Auf der Deckseite wird der Patient mit den relevanten Informationen (z. B. Alter, Diagnose, Medikamente, Therapiedauer) kurz vorgestellt. Diese Darstellung entspricht gut dem beruflichen Alltag, in dem am Anfang auch nur wenige Anhaltspunkte über den Patienten vorliegen.
Die beiden betreffenden Arznei- oder Genussmittel werden über der Karteikarte genannt. Falls die Wechselwirkung auf eine gesamte Arzneistoffklasse übertragbar ist, wird der Gruppeneffekt darunter aufgeführt. In den Fällen werden sowohl rezeptpflichtige (Rezept abgebildet) als auch nicht verschreibungspflichtige Wirkstoffe behandelt. Ein Ampelsystem gibt auf den ersten Blick einen Hinweis auf die Relevanz der Interaktion. Nach Aufklappen der Karteikarte wird der genaue Interaktionsmechanismus erläutert und die patientenrelevanten Folgen der Interaktion, die klinische Relevanz und die Datenlage nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand aufgezeigt. Auf der Rückseite ist das mögliche Vorgehen in der Praxis dargestellt.
Die Karteikarten vermitteln dabei sehr gut, dass jede Beurteilung patientenindividuell erfolgen muss und es keine generellen Handlungsempfehlungen für die Patienten gibt. Es werden geläufige aber auch seltener auftretende spezifische Fälle besprochen.
Alles in allem bietet der „Interaktionstrainer“ ein gutes Training für den sicheren Umgang mit Interaktionen in der Praxis, z. B. um unnötige Rücksprachen mit dem Arzt zu vermeiden und um für bestimmte potenziell gefährliche Situationen zu sensibilisieren.
Besonders positiv ist, dass die Karteikarten dabei über die Interaktion hinausgehen, da sie gut verständlich zeigen, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten oder müssen. Das Kartenformat ist sinnvoll, um selbst zu überlegen, wie man vorgehen würde, und um das eigene Wissen aufzufrischen. Ein Buch ist handlicher, um spezifische Aspekte nachzuschlagen, aber mit dem Stichpunktverzeichnis ist das jedoch auch beim „Interaktionstrainer“ möglich. Der Trainer bietet Studenten der Pharmazie und Medizin eine gute Prüfungsvorbereitung und Apothekern und PTA einen passenden Überblick über das spannende Feld der Arzneimittelinteraktionen. |
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