Arzneimittel und Therapie

Mehr Hüftfrakturen unter PPI

Risiko auch bei Hämodialyse-Patienten erhöht

Protonenpumpenhemmer (PPI) stehen schon seit Längerem unter Verdacht, das Risiko für Hüftfrakturen zu erhöhen. Nun wurde untersucht, wie sich Omeprazol und Co. bei den besonders frakturgefährdeten Dialysepatienten auswirken.

Hüftfrakturen treten bei Hämodialysepatienten Schätzungen zufolge viermal häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung. In einer aktuell publizierten groß angelegten Fall-Kontroll-Studie gingen die Autoren der Frage nach, inwieweit das Risiko einer Hüftfraktur bei Dialysepatienten durch den Gebrauch von PPI oder H2-Antihistaminika beeinflusst wird. Hintergrund war die Beobachtung, dass PPI in der Allgemeinbevölkerung das Hüftfrakturrisiko erhöhen. Als Ursachen werden eine verminderte Calcium-Resorption, ein Vitamin-B12-Mangel oder eine gestörte Osteoblasten- und Osteoklastenfunktion vermutet.

Verglichen wurden die Daten von 4551 Dialysepatienten nach einer Hüftfraktur mit denen von 45.510 Kontrollpersonen, die ebenfalls auf Hämodialyse angewiesen waren, aber keine Fraktur erlitten hatten. Das Datum der Hüftfraktur wurde als Stichtag festgelegt, wobei jedem Fall zehn zufällige Kontrollen mit demselben Stichtag zugeordnet wurden. Anschließend wurde überprüft, ob und in welchem Ausmaß die Probanden in den drei Jahren vor diesem Bezugsdatum Rezepte über PPI oder H2-Antihistaminika eingelöst hatten, was im Hinblick auf PPI bei 70% der Teilnehmer der Fallgruppe und 63% der Teilnehmer der Kontrollgruppe zutraf (H2-Antihistaminika: 25 vs. 23%).

Nach Adjustierung der Ergebnisse auf Body-Mass-Index, Dialysedauer, Komorbiditäten, Ursache der Niereninsuffizienz und demografische Aspekte ergab sich in Bezug auf die Einnahme von PPI eine Odds Ratio von 1,19; der PPI-Gebrauch war also mit einem um 19% höheren Risiko für Hüftfrakturen assoziiert. Die Einnahme von H2-Antihistaminika zeigte hingegen keinen Einfluss auf die Hüftfrakturrate. Dies deutet nach Ansicht der Autoren darauf hin, dass nicht die Anhebung des Magen-pH-Werts allein, sondern direkte Einflüsse von PPI auf den Knochenstoffwechsel für die beobachteten Effekte verantwortlich sind.

Indikation kritisch prüfen

Die Studienergebnisse werden u. a. durch die Nichterfassung von OTC-Präparaten, die fehlende Differenzierung zwischen verschiedenen Substanzen und Dosierungen sowie den retrospektiven Charakter limitiert. Auch relevante Parameter wie die Knochendichte wurden nicht untersucht. Dennoch verdeutlichen die Ergebnisse erneut die Notwendigkeit der kritischen Indikationsüberprüfung für Protonenpumpeninhibitoren, vor allem bei multimorbiden Risikopatienten. |

Quelle

Vangala C et al. Proton Pump Inhibitors, Histamine-2 Receptor Antagonists, and Hip Fracture Risk among Patients on Hemodialysis. Clin J Am Soc Nephrol 2018;­13(10):1534-1541

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

Das könnte Sie auch interessieren

Protonenpumpeninhibitoren erhöhen eventuell das Risiko chronischer Nierenerkrankungen

Gefährdet Magenschutz die Niere?

Langzeiteinnahme von PPIs erhöht Risiko für chronische Schäden

Magensäureblocker auf Nieren geprüft

Bei Langzeiteinnahme den Hämoglobin-Wert kontrollieren

Eisenmangel durch Omeprazol und Co.

Ein Kommentar von Prof. Dr. Thomas Frieling

„PPI sind sinnvoll!“

Mangel korreliert mit Langzeittherapie mit PPI bzw. H2-Blockern

Vitamin-B12-Defizit unter Säureblockern

Protonenpumpeninhibitoren geraten immer mehr in die Kritik

Wenn PPI zu lange eingenommen werden

Hinweise auf erhöhtes Mortalitätsrisiko beflügeln die Diskussion

Gute PPI, schlechte PPI

Kombination von NSAR und PPI erhöht die Inzidenz von Dünndarmläsionen

Magenschutz zulasten des Dünndarms

Frakturrisiko scheint nicht nur bei Erwachsenen erhöht zu sein

Brüchige Knochen durch PPI?

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.