Adexa-Info

„Fatales Signal der Arbeitgeber“

Interview zum Abbruch der Tarifverhandlungen

Am 7. November hat die ADEXA-Tarifkommission die Verhandlungen über einen neuen Bundesrahmen­tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) abgebrochen. Zu den Gründen und der Frage, wie es jetzt weitergeht, ein Interview mit den ADEXA-Vorständen Tanja Kratt und Andreas May.

ADEXA: Frau Kratt, an Sie als Leiterin der Tarifkommission von ADEXA die erste Frage: War absehbar, dass die Verhandlungen an dieser Stelle platzen könnten?

Tanja Kratt: Nein, eigentlich sind wir sehr zuversichtlich nach Berlin gefahren. Unsere Forderungen waren der Arbeitgeberseite frühzeitig übermittelt worden, so dass klar war, worum es gehen würde. Ich nenne hier die Stichworte Wochenarbeitszeit, Urlaubsanspruch, Details rund um die Sonderzahlung, Verbesserung der Nachtnotdienstvergütung, Streichung der 13-Prozent-Regelung beim Notdienst sowie ein Filialleitertarif. Also alles Themen, die den Apotheken­angestellten sehr wichtig sind und die die Attraktivität der Apothekenberufe steigern würden.

Wir haben aber vom ADA unmissverständlich erklärt bekommen, dass sie mit uns nur über redaktionelle Änderungen sprechen würden. Alles, was Geld kostet, könnten wir vergessen. Dafür gäbe es kein Mandat der ADA-Mitgliederversammlung.

Nachdem feststand, dass der ADA selbst keinerlei substanzielle Vorschläge mitgebracht hatte und unsere Forderungen nicht einmal diskutieren wollte, haben wir die Verhandlungen abgebrochen.

Im Übrigen muss sich die Arbeitgeberseite überlegen, welches fatale Signal sie in Richtung Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sendet durch derart ignorantes Verhalten.

Grafik: Pixxs– stock.adobe.com

ADEXA: Sie sprachen gerade von der ADA-Mitgliederversammlung: Wie sehen denn überhaupt die Entscheidungsstrukturen bei ADEXA und beim ADA in tariflichen Dingen aus?

Kratt: Bei ADEXA werden die ehrenamtlichen Mitglieder der Tarifkommission alle fünf Jahre gewählt, wir als hauptamtliche Vorstände sind gesetzt. Unsere Kommission hat dann das Mandat, Tarifverträge abzuschließen. Das macht uns im Vergleich zum ADA deutlich schneller und effizienter, dort müssen jegliche Entscheidungen durch Abstimmungsrunden einer Mitgliederversammlung laufen. Diese Organisationsstruktur macht die Verhandlungen leider oft zäh und unflexibel. Anders bei der TGL Nordrhein: Hier kommen auch von den Arbeitgebern Vorstöße und innovative Ideen.

ADEXA: Was erwartet ADEXA jetzt vom ADA? Wie soll, wie kann es weitergehen?

Andreas May: Der ADA hat jetzt noch einmal eine Denkpause bekommen. Ich hoffe, er nutzt sie besser als die vergangenen Monate. Der Bundesrahmentarifvertrag ist ja von uns bereits Ende 2017 zum Jahresende 2018 gekündigt worden. Es gab also eigentlich genug Zeit, um sich Angebote zu überlegen, die die Apothekeninhaber im Wettbewerb um Fachkräfte stärken – und die die Arbeit in der öffentlichen Apotheke für den Berufsnachwuchs und die erfahrenen Kräfte attraktiver werden lassen.

Das macht mich offen gesagt ziemlich fassungslos, dass hier eine ähnliche geistige Unbeweglichkeit zu herrschen scheint wie öfter auch in der apothekerlichen Standespolitik.

Kratt: Bis zum Jahresende 2018 ist nicht mehr viel Zeit, im Januar beginnt die Nachwirkung des jetzigen BRTV. Ich glaube nicht, dass es den Bundesgesundheitsminister positiv beeindruckt, wenn wir ihm im Januar erzählen, dass die Apothekenleiter keinen Änderungsbedarf sehen für die Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter. So ein Aussitzen wirkt nicht gerade vorteilhaft. Und den schwarzen Peter nur der Politik zuzuschustern – Stichwort Rx-Versandverbot und Apothekenhonorierung –, ist in diesem Fall auch keine kluge Strategie. Natürlich setzen wir uns als Gewerkschaft auch für eine bessere Honorierung der Apotheken ein. Aber es ist nicht allein unsere Aufgabe, für die Apotheken die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.

ADEXA: Frau Kratt, Herr May, herzlichen Dank für das Gespräch! |

Sigrid Joachimsthaler

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