Prisma

Das Erbe des Denisova-Menschen

Besseres Immunsystem dank ausgestorbener Vorfahren

Foto: ginettigino – stock.adobe.com

us | Der Denisova-Mensch war ein enger Verwandter des Neandertalers und erhielt seinen Namen nach dem ersten Fundort eines seiner Knochen, der Denisova-Höhle in Sibirien. Obwohl die Art seit mehreren Zehntausend Jahren ausgestorben ist, scheint sie Spuren im Erbgut des modernen Menschen hinterlassen zu haben, die zu einer besseren Immunabwehr bei­tragen. Das geht aus einer aktuellen Publikation in „Nature Immunology“ hervor. Bei der Analyse Hunderter Genom­sequenzen stießen die Forscher auf eine Variante des Gens TNFAIP3, die vor allem bei Eingeborenen Australiens und Polynesiens vorkommt. TNFAIP3 codiert einen Inhibitor bestimmter Immunreaktionen, das Protein A20. Der Austausch eines Isoleucins gegen ein Leucin an Position 207 der Aminosäuresequenz beeinflusst die Funktion des Proteins. Immunzellen von Mutationsträgern zeigten in der Zellkultur eine stärkere Immun­reaktion als Zellen ohne die I207L­Variante. Auch im Mausmodell konnte eine verstärkte Abwehrreaktion im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet werden, wenn die Tiere mit dem Coxsackie-Virus infiziert wurden. Beson­dere Aufmerksamkeit erregte der Fund derselben Genvariante im Fingerknochen eines Menschen aus der Denisova-Höhle. Das Genom der 50.000 Jahre alten Überreste eines Mädchens enthielt gleich zwei Kopien des Gens. Mit dieser Entdeckung hat das Team den Beweis erbracht, dass sich der moderne Mensch Homo sapiens auf seiner Wanderung von Afrika über Asien nach Ozeanien nicht nur mit dem Denisova-Menschen fortgepflanzt hat. Dabei erworbene Genvarianten scheinen den Nachkommen zudem einen Überlebensvorteil gesichert zu haben und wurden in bestimmten Populationen bis heute konserviert. |

Literatur

Zammit NW et al. Denisovan, modern human and mouse TNFAIP3 alleles tune A20 phosphorylation and immunity. Nat Immunol 2019;20(10):1299-1310

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.