Gesundheitspolitik

Zuversichtlich und erwartungsvoll

Spahn fordert Apotheker im Interview zu differenzierten digitalen Angeboten auf

tmb | Bundesgesundheitsminister Jens Spahn präsentierte sich in der vorigen Woche zuversichtlich für die Umsetzung des lange erwarteten Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetzes (VOASG). Am 6. Oktober war ein Brief von EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton bekannt geworden, in dem dieser keine Einwände gegen das VOASG geäußert hat.

Am Abend dieses Tages wurde bei der online veranstalteten Messe „Expopharm Impuls“ ein vorab aufgezeichnetes Interview der „Pharmazeutischen Zeitung“ mit Spahn ausgestrahlt. Darin berichtete Spahn über den Austausch mit der EU-Kommission zum VOASG. Doch erwarte er „keine Verkündung“ aus Brüssel. Das Gesetz werde ohnehin von der einen oder anderen Seite angegriffen und wahrscheinlich vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) landen, erklärte Spahn. Nicht die EU-Kommission, sondern der EuGH werde entscheiden, ob das Gesetz europarechtlich zulässig sei. Viel wichtiger war ihm offenbar die Botschaft für dieses Verfahren: „Wir sind zuversichtlich“, versicherte Spahn. Denn es sei nicht hauptsächlich eine Frage des Binnenmarktes, sondern es gehe um ein Sozialgesetz. Das Sozialrecht sei ein guter „juristischer Schutzwall“, aber „am Ende entscheidet das Gericht“, erklärte Spahn. Die Frage, wozu er sich dann überhaupt mit der EU-Kommission austauscht, ließ Spahn gar nicht erst aufkommen, sondern ergänzte sofort: Entscheidend sei, dass die Kommission nicht sage, das gehe aber gar nicht. Als dies verbreitet wurde, hatte sich dieser Wunsch mit dem Schreiben von Breton bereits erfüllt, aber auch nicht mehr. Denn eine differenzierte europarechtliche Betrachtung enthält der Brief nicht.

Endlich Honorar für ­Dienstleistungen

Im Zusammenhang mit dem VOASG erklärte der Minister im Interview, er habe die Apotheker seit zehn Jahren aufgefordert, eine Vergütung jenseits des Abgabehonorars vorzuschlagen. Diese werde es nun endlich mit den honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen geben. Dies sei folgerichtig, denn die hoch qualifizierten Apotheker sollten formal nicht ­nahezu ausschließlich für das Abgeben von Packungen honoriert werden. Darum hoffe er, dass die neuen Honorare schnell verhandelt werden könnten.

Apotheker sollen Digitalisierung nutzen

In dem Interview würdigte der Minister erneut das Engagement der Apotheker in der Pandemie. Durch die Corona-Krise sei die Wertschätzung für die Apotheken noch weiter gestiegen. Nach diesem Lob formulierte Spahn seine Erwartungen an die Apotheker. Sie sollten die Digitalisierung gestalten und mit überzeugenden Angeboten nutzen. Zur Frage, ob mehrere Apps zur Verwaltung von E-Rezepten zugelassen und Weiterleitungen der Zugangscodes an solche Apps möglich sein sollen, verwies Spahn auf die freie Apothekenwahl. Dann müsse im nächsten Schritt eine Differenzierung möglich sein, folgerte Spahn. Dabei könnten sich die Apotheker mit Benutzerfreundlichkeit und weiteren Diensten profilieren. Den Aussagen von Versendern, die sich vom E-Rezept hohe Marktanteile versprechen, sollten die Apotheker offensiv entgegentreten. Denn „die Apotheke vor Ort hat unschlagbare Vorteile“, erklärte Spahn. Dabei hätten die Apotheken auch „Verbündete“, womit Spahn offenbar auf Apps verschiedener Plattformen an­spielte. Daher verstehe er die „zurückweichende Ängstlichkeit“ mancher Kommentatoren nicht. |

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