Prisma

Grundstein für Hirnprothesen

Natürliche und künstliche Neuronen ­korrespondieren über das Internet

Foto: knssr – stock.adobe.com

Neurotransmission 2.0 Mithilfe von Nanotechnologie ist die Signalweiterleitung in einem Hybridnetzwerk auch über große Distanzen möglich.

us | Würde es gelingen, das Bewusstsein über den Tod hinaus in digitalen Speichern abzulegen und zu simu­lieren, könnte der Traum der Menschheit vom ewigen Leben Wirklichkeit werden. Bisher fehlt die dafür notwendige Technologie allerdings. Ein internationales Forscherteam erzielte nun Fortschritte bei der Entwicklung von ­Gehirn-Computer-Schnittstellen. Dazu vernetzten sie drei Komponenten über das Internet miteinander. An der Universität Padova in Italien wurde eine Zellkultur mit embryonalen Hippo­campus-Zellen der Ratte angelegt und mit einem Multi-Elektroden-Array ­verbunden. Neuroinformatiker der ETH Zürich stellten ein Netzwerk künst­licher, Silicium-basierter Neuronen her, die mit den Rattenneuronen kommunizieren sollten. Die dazu nötige Schnittstelle, basierend auf sogenannten ­Memristoren, stellten Nanotechnologen der Universität Southhampton zur Verfügung. Über das Internet gelang es dem interdisziplinären Forscherteam in Echtzeit und in beide Richtungen neuronale Signale zu senden und zu empfangen. Der Umweg über das Internet wurde vor allem deshalb gegangen, weil die notwendigen Technologien und das Fachwissen für ein solches Projekt in Europa nicht unter einem Dach zu finden sind. Die Entwicklung von funktionierenden Gehirn-Computer-Schnittstellen ist aus medizinischer Sicht interessant. Neuronale Prothesen könnten eines Tages nach einem Unfall irreversibel beschädigten Hirnbereichen zu neuer Funktion verhelfen. |

Literatur

Serb A et al. Memristive synapses connect brain and silicon spiking neurons. Sci Rep 2020;doi:10.1038/s41598-020-58831-9

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