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Zwangsversetzt: Vom Elsass an die Berliner Charité Buchtipp
Adolphe Jung (17. Dezember 1902 bis 1. Juli 1992) wuchs im Elsass auf und studierte Medizin. Den Nationalsozialisten, die die elsässischen Gebiete ab 1940 besetzten, brachte der Arzt offen Antipathie entgegen, was zu seiner Zwangsversetzung nach Deutschland führte. Über Umwege kam er an die Charité in Berlin und arbeitete in der chirurgischen Klinik von Ferdinand Sauerbruch.
Die beiden Männer freundeten sich an. Beide lehnten die Nazis ab, doch auf unterschiedliche Art und Weise. Jung blieb bei seiner offenen Aversion und übermittelte dem französischen Widerstand geheime Dokumente – nicht zuletzt dank Sauerbruchs Hilfe.
Sauerbruch selbst ging einen Mittelweg. Er machte dem Regime gegenüber Zugeständnisse, um seine Position nicht zu verlieren. Als Chirurg behandelte er jedoch alle Menschen gleich, auch Juden, was ihm eigentlich verboten gewesen wäre. Und so manche Patientin und manchen Patienten behielt er auch länger im Krankenhaus, um sie vor dem Konzentrationslager zu retten.
Die Aufzeichnungen Adolphe Jungs bieten Einblicke in den Arbeitsalltag eines elsässischen Chirurgen während des Zweiten Weltkriegs. Sie geben Leserinnen und Lesern auch die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von Sauerbruch zu machen. Nach dem Krieg galt er als Opportunist – zu Unrecht, wie dem Tagebuch zu entnehmen ist.
Michael van den Heuvel
Susanne Michl, Thomas Beddies, Christian Bonah
Zwangsversetzt – Vom Elsass an die Berliner Charité.
Schwabe Verlag, 2019, broschiert, 221 Seiten, 28,00 Euro. Als E-Book 23,00 Euro.
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