Wirtschaft

Neue Merck-Chefin tritt an

Belén Garijo steht als erste Frau allein an der Spitze eines Dax-Unternehmens

dpa-AFX/ks | Die Spanierin Belén Garijo hat zum 1. Mai Stefan Oschmann an der Spitze des Merck-Konzerns abgelöst. Das mehr als 350 Jahre alte Pharma- und Chemieunternehmen aus Darmstadt ist damit der erste Dax-Konzern, der eine Frau allein nach ganz oben beruft.

Garijo, 1960 in der spanischen Kleinstadt Almansa geboren, ist Medizinerin. Sie arbeitete zunächst in einem Madrider Krankenhaus und durchlief dann verschiedene Stationen in der Industrie – unter anderem bei Abbott und Sanofi. 2011 kam sie zu Merck, wo sie zunächst das Biopharma-Geschäft leitete, bevor sie 2015 Chefin der Pharmasparte wurde.

Foto: Bernd Hartung

Der Darmstädter Dax-Konzern Merck setzt neue Maßstäbe: Belén Garijo ist seit 1. Mai neue Konzernchefin.

Unter ihrer Führung schloss Merck Allianzen mit Branchen­riesen wie Pfizer und richtete das Arznei-Portfolio auf die Krebsforschung und Krankheiten wie multiple Sklerose aus. Aus dem OTC-Geschäft zog sich Merck dagegen zurück. Der sachliche, bestimmte Managementstil von Garijo trug Früchte: Mercks Pharmasparte, die jahrelang keine einzige Zulassung erreicht hatte, hat wieder Arzneimittel in der Pipeline.

Nun soll Garijo den breit aufgestellten Familienkonzern Merck mit gut 58.000 Mitarbeitern auf Wachstumskurs halten. Neben Arzneimitteln vertreibt Merck auch Labor­ausrüstung, Lacke für Autos und Pigmente für Kosmetik sowie Flüssigkristalle für Smartphone- und TV-Displays. In der gegenwärtigen Pandemie beliefert Merck mehr als 50 Impfstoffentwickler weltweit mit Laborbedarf wie Einwegmate­rialien oder Filtern. Dem Mainzer Impfstoffhersteller Biontech stellt Merck Lipide bereit, die den mRNA-Botenstoff beim Transport in den Körper umhüllen.

Garijo will bei Merck mehr Frauen in Managementpositionen bringen und Diversität fördern. „Diversität ist wichtig, weil es gut für das Geschäft ist“, meint sie nüchtern. 35% der Führungspositionen bei Merck seien bereits mit Frauen besetzt. Von gesetzlichen Frauenquoten hält Garijo nichts. „Ich bin gegen jede Diskriminierung, positive wie negative“, sagt die Managerin, die 2020 fast 6,3 Mio. Euro verdiente.

Garijo kann auf die Arbeit ihres Vorgängers Oschmann bauen. In den vergangenen Jahren kaufte Merck für Milliarden den Laborausrüster Sigma-Aldrich und den Halbleiterzulieferer Versum. Garijo wird die Übernahmepolitik fortsetzen: „Wir schließen große, transformative Zukäufe ab 2022 nicht aus, werden uns aber wahrscheinlicher auf kleinere bis mittelgroße ergänzende Akquisitionen von innovativen Technologien konzentrieren“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa-AFX.

Frauen in Vorständen sind hierzulande selten. Ihr Anteil in den Führungsgremien der 160 Konzerne aus dem Dax, MDax und SDax lag zuletzt bei 11,5%, errechnete die Beratungsgesellschaft EY. |

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