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Management

Vom WUTausbruch zum MUTausbruch

Wie Sie die Energie bündeln und für Veränderungen nutzen können

Machen wir uns nichts vor. Die Emotion Wut hat ein ziemlich schlechtes Image. Kein Wunder – sie kostet viel Kraft und beschäftigt uns manchmal tagelang, wenn nicht länger. Sie hat Einfluss auf viele Bereiche in unserem Leben – auch auf unsere Gesundheit. Die meisten Menschen empfinden Wut als unangenehm und wer seine Wut ganz unverhohlen zeigt, gilt schnell als unkontrolliert. Auf der anderen Seite bündelt Wut jede Menge Energie, die sich unter den richtigen Voraussetzungen konstruktiv nutzen lässt.

Es kann ein normaler Tag sein und ganz unerwartet bringt uns etwas auf die Palme – eine Kränkung oder eine als unangenehm empfundene Situation. Das hat jeder schon mal erlebt, und wenn es zuletzt als Kind war. Im Laufe der Zeit entwickeln wir Strategien, wie wir mit unserer Wut umgehen können.

Aber welche Strategie ist optimal? Die Wut einfach ignorieren? Auf keinen Fall! Denn festzustellen: „Ich bin wütend“ ist eine wichtige Erkenntnis. Es kann sogar der erste Schritt sein, um die Wut konstruktiv zu gestalten. Manchmal reicht es, bewusst wahrzunehmen, dass gerade die Wut in einem hochkocht. Das Gefühl einfach nur fühlen und akzeptieren, dass es da ist.

Eine weitere Möglichkeit ist, die Wut „abzuarbeiten“. Laut Musik hören oder sich die Wut von der Seele zu joggen, kann sehr befreiend sein, ändert aber nichts am eigentlichen Übel.

Eine sehr ursprüngliche Alternative ist, sich einfach von der Wut leiten zu lassen. Ein unkontrollierter Wutausbruch führt allerdings gerne dazu, dass wir andere verletzen und die Wut destruktiv bleibt. Bei Kindern geht das noch als normaler Teil der Persönlichkeitsentwicklung durch, aber als Erwachsener verspielt man es sich damit leicht.

Wut regulieren

Die Wut ist verwandt mit Ärger und Zorn, aber gilt als schwerer zu kontrollieren. Es heißt nicht ohne Grund, dass jemand blind vor Wut ist. In Rage lassen sich selten weise Entscheidungen treffen. Es gibt ganz klassische Verhaltensweisen, mit denen wir dem ersten impulsiven Gefühlsansturm ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen können. Dazu gehören Bewegen – am besten an frischer Luft – und Atmen. Das nimmt der Wut ihre Spitze. Auch die Situation zu verlassen, ist eine gute Möglichkeit. Dieses Innehalten lohnt sich. Wer sich im Moment des größten Zorns zurückhält, hat gute Chancen, das Gewünschte später zu erreichen.

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Nicht auf die Palme bringen lassen! Wut muss man nicht unbedingt unterdrücken, man kann sie sinnvoll in Energie umwandeln.

Wut als Signalgeber

Wut ist ein wichtiges Gefühl, das signalisiert, dass persönliche Grenzen überschritten oder Bedürfnisse missachtet wurden. Sie kann ein wichtiger Impuls sein, eine Veränderung anzugehen, und gibt uns die Energie, damit wir ins Handeln kommen.

Hilfreich ist es, wenn wir genau wissen, was uns so in Wallung bringt, damit wir gezielt vorgehen können. Umso besser Sie einzugrenzen vermögen, welches Ihrer Bedürfnisse missachtet wird, umso leichter fällt es, etwas zu ändern. Sobald Sie von Ihrer Palme runterkommen, denken Sie darüber nach, was der Ursprung der Wut sein kann und welche Erfahrungen unterschwellig noch mitschwingen.

  • In welchen Bereichen stellen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse immer hintenan?
  • Welche Ihrer Grenzen werden immer wieder überschritten?
  • Wann gehen Sie selbst zu weit über Ihre Grenzen?
  • Welcher Ihrer Wünsche bleibt unerfüllt?

Bringen Sie die Wutauslöser aufs Papier – so werden die Gedanken klarer und sie können später strukturierter wiedergegeben werden.

Wut kann das Signal geben, Grenzen zu ziehen und „Nein“ zu sagen. Es lässt sich aber auch als Anzeige definieren ohne die Notwendigkeit zur Handlung. Wenn Sie in der Lage sind, die Wut zu fühlen, ohne handeln zu müssen, aber handeln zu können, wenn Sie möchten – das ist nicht nur sehr gute Selbstregulation, sondern gibt eine innere Freiheit der Extraklasse. Bedauerlicherweise ist das nicht ganz einfach und bedarf einiges an Übung. Wer ein eher hitziges Gemüt hat, sollte damit anfangen, seine Unmutsäußerung etwas zu verschieben. Versuchen Sie, vorher bis 10 zu zählen.

Wut konstruktiv nutzen

Seine Heiligkeit der Dalai Lama stiftet in seinem Buch „Be angry! Die Kraft der Wut kreativ nutzen“ dazu an, sich zu empören und die Wut konstruktiv für die Gesellschaft zu nutzen.

Wir können Wut als Changemanager verstehen. Sie ist ein Energiespender, um wichtige Veränderungen endlich anzugehen, zu verhandeln, Haltung zu zeigen und das eigene Leben mehr so zu gestalten, wie es zu einem passt.

Sicher muss jeder für sich selbst eine eigene Strategie, einen eigenen Stil finden, seine Wut auf die konstruktive Bahn zu bringen. Einige positive Beispiele dafür hält der Dalai Lama in seinem Werk bereit. Mit der Wut weise umzu­gehen, bedeutet allerdings nicht, sie komplett verfliegen zu lassen. Wie bereits gesagt, die Energie soll und darf genutzt werden. Nach einer kleinen Pause dürfen wir dem Ärger Luft machen und deutlich ansprechen, was uns stört. Der Informationswert und die Nachdrücklichkeit, die das leidenschaftliche Gefühl mit sich bringt, bleiben erhalten. (Sozusagen: Agieren auf halber Palmenhöhe.)

Die Wut kann kreative Ideenbringerin sein. Sie zwingt dazu, nach alternativen Lösungen für ein Problem zu suchen, die vorher nicht in Betracht gezogen wurden. Wenn es um einen Streit zwischen zwei Personen oder mehreren Parteien geht, ist es klug, sich die Zeit zu nehmen und sich einen Moment in den Streitpartner hineinzuversetzen. Das ändert einiges.

Wenn andere die Wut packt

Mit einem neuen Blick auf das Thema Wut lässt sich die Wut eines anderen leichter hinnehmen. Es können Kollegen, Freunde, Kunden, Kinder oder der Partner aus der Haut fahren und wir können froher Hoffnung sein, dass sie ihre Energie bündeln, um eine Veränderung zu erwirken. Manchmal betrifft es uns und wir arbeiten mit an der Verwandlung. Sehr häufig hat es allerdings gar nichts mit uns zu tun. Das zu trennen, ist für alle Beteiligten nicht immer ganz einfach, aber ungemein hilfreich.

Umgang mit Nörglern

Nicht jeder folgt dem Prinzip „Ärger dient der Änderung“. Sehr störend und raumgreifend kann permanentes Nörgeln sein. Das Ärgerliche dabei ist, dass den Dauernörglern scheinbar nicht zu helfen ist. Sie sind immun gegen jegliche Art von Lösungsansatz oder Fokussierung auf das Positive.

Das chronische Nörgeln kann unterschiedliche Gründe haben. Es kann ein früh erlerntes Muster sein nach dem Motto: „Nur wenn ich mich beschwere, dann bekomme ich Aufmerksamkeit“, z. B. von den Eltern. Es kann ein „Stilmittel“ sein, um andere Menschen zu beeinflussen und deren Unterstützung zu erhalten. Oder es geht den Nörglern einfach nur darum, sich selbst besser zu fühlen. Das Problem dabei ist, dass Dauernörgler in ein Schwarz-Weiß-Denken verfallen. Umso mehr sie jammern, umso mehr liegt der Fokus auf negativen Ereignissen, umso schwärzer erscheint die Realität. Es ist eine Abwärtsspirale. Dieser notorische Pessimismus erschöpft das Umfeld von Nörglern extrem. Wie also mit Nörglern umgehen?

Wenn Sie das Verhalten eines Nörglers belastet oder ärgert, dann setzen Sie eine Grenze. Vielleicht ist es für Sie in Ordnung, sich einmal von „dem Aufreger“ berichten zu lassen, aber Sie machen klar, dass Sie für Wiederholungsschleifen nicht zur Ver­fügung stehen. Oder Sie geben ein Statement in die Richtung ab: „Wer sich Zeit nimmt, um über Schlechtes zu meckern, sollte sich auch Zeit nehmen, etwas dagegen zu tun.“ Vielleicht verraten Sie ihm, dass es einen Unterschied zwischen konstruktivem und destruktivem Beschweren gibt. Sich gezielt in Situationen zu beschweren, in denen eine echte und positive Veränderung bewirkt werden kann, das ist ein konstruktiver Einsatz.

Fünf wichtige Schritte zum MUTausbruch

Wenn wir unsere Wut konstruktiv nutzen, wird aus ihr viel öfter ein Mutausbruch.

Die wichtigsten Schritte sind:

  • 1) Die Wut erst mal wahrnehmen.
  • 2) Die destruktive Wucht, mit der sie manchmal auftritt, etwas abfangen.
  • 3) Das Problem benennen
  • 4) Der Sache auf den Grund gehen.
  • 5) Mit Mut zur Handlung schreiten.

Wut lässt uns unseren ganzen Mut bündeln. Nehmen Sie einen aktiven Standpunkt ein und sprechen Sie Ihren Unmut aus. Suchen Sie nach neuen Handlungsmöglichkeiten. Wenn Sie etwas nicht ändern können, dann gönnen Sie sich die innere Klarheit darüber, dass es im Moment nun mal so ist, wie es ist. Das kann helfen, entspannter zu werden. Im Coaching heißt es: „Wer das Problem hat, hat auch die Lösung“ – und die kann manchmal auch in uns selbst geschehen. |

Anja Keck ist Fachapothekerin für ­Allgemeinpharmazie, 
Master-Coach (DGfC) und Systemische Beraterin, 
www.anjakeck.de

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