Wirtschaft

Kein gutes Jahr

Großhandel mit mehr Umsatz, aber verringerter Marge

cha | Die Marge des pharmazeu­tischen Großhandels im Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel sank 2020 auf ein neues Allzeittief. Der Phagro warnt davor, dass bei einer weiter sinkenden Marge die flächende­cken­de Versorgung gefährdet sei.

Im Jahr 2020 hat der vollversorgende pharmazeutische Großhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln knapp 3 Mrd. Euro bzw. gut 6 Prozent mehr umgesetzt als im Jahr zuvor, so eine Mitteilung des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels Phagro. Zugleich sank der Absatz an Rx-Medikamenten um 1,3 Prozent auf 711 Mio. Packungen. Dabei erreichte die Rx-Großhandelsmarge mit 4,09 Prozent ein neues Allzeittief.

„Der immer dramatischere Verfall der Großhandelsmarge ist inzwischen ein existenzielles Problem für vollversorgende Großhändler“, warnt der Phagro-Vorsitzende André Blümel. Das gefährde das Prinzip der Vollversorgung und die flächendeckende Belieferung der Apotheken mit Arzneimitteln. Grund für den anhaltenden Verfall der gesetzlich festgelegten Großhandelsmarge seien gravierende Strukturveränderungen im Arzneimittelsortiment, insbesondere der stetig steigende Anteil an hochpreisigen Medikamenten.

Dass die Großhandelsspanne für Medikamente, die mehr als 1200 Euro kosten, gedeckelt sei, bedeute: Je teurer das Arzneimittel, desto niedriger die prozentuale Marge. Der Absatz dieser Hochpreiser habe sich, heißt es weiter, in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, sie machten mittlerweile 35 Prozent des Umsatzes aus. „Für den pharmazeutischen Großhandel ist das ein Minusgeschäft“, so Blümel. „Immer mehr teure Arzneimittel binden immer mehr Kapital. Das erhöht das Absatz­risiko bei gleichzeitig immer niedrigeren Margen.“ Dazu komme der überproportional steigende Absatz von aufwands- und damit kostenintensiven Arzneimitteln wie Betäubungsmittel oder Kühlartikel.

Damit gehe die Mischkalkulation in der Arzneimittelpreisverordnung nicht mehr auf, eine kostendeckende Vergütung sei längst nicht mehr sichergestellt. Daher fordert Blümel: „Damit Leistungsumfang und Qualität im vollver­sorgenden Großhandel erhalten bleiben, muss auch die Vergütungsstruktur angepasst werden.“ |

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