Antiepileptika: keine erhöhte Suizidalität

mab | In den USA tragen alle seit 2008 zugelassenen Antiepileptika einen Hinweis, der vor einer erhöhten Suizidalität unter der Medikation warnt. Ursächlich für diese Entscheidung der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA war eine Metaanalyse, in der eine erhöhte Suizidalität unter allen vor 2008 zugelassenen Antiepileptika im Vergleich zu Placebo gezeigt worden war. Alle danach genehmigten Antikonvulsiva bekamen anschließend diesen Stempel verpasst, ohne ihn erneut zu hinterfragen. Dies haben Wissenschaftler zum Anlass genommen und alle Phase-II- und Phase-III-Studien der zehn nach 2008 zur Epilepsiebehandlung zugelassenen Arzneistoffe in einer Metaanalyse bezüglich einem erhöhten Suizidalitätsrisiko ausgewertet. In der ersten Begutachtung schlossen sie die Studien zu Everolimus und Fenfluramin aufgrund der nicht untersuchten Suizidalität aus. Auch Lacosamid, Ezogabin und Clobazam wurden aufgrund des nicht prospektiven Studiendesigns ausgeklammert. In der schlussendlichen Analyse wurden 17 Studien ausgewertet, in denen 4000 Patienten mit Eslicarbazepin, Perampanel, Brivaracetam, Cannabidiol oder Cenobamat behandelt worden waren, sowie 1000 Patienten, die Placebo bekommen hatten. Zur Suizidalität zählten neben Suizidgedanken auch der Versuch und der abgeschlossene Suizid. Mit 0,3% in der mit Antiepileptika und 0,35% in der mit Placebo behandelten Gruppe berichteten ähnlich viele Patienten über Suizidgedanken (Gesamtrisiko: 0,75; 95%-Konfidenzintervall: 0,35 bis 1,65). Unter Placebo fand kein Suizidversuch statt, drei waren es bei den mit Antiepileptika behandelten Patienten (Risk ratio, 0,75; 95%-KI: 0,30 bis 1,87). Es wurde kein vollzogener Suizid in den Studien gemeldet. Die Forscher schlussfolgern, dass bei den seit 2008 zugelassenen Antikonvulsiva nicht automatisch von einer erhöhten Sui­zidalität ausgegangen werden kann und somit der Warnvermerk auf den Packungen neuerer Antikonvulsiva überdacht werden sollte. |