Prisma

Hoch das Bein!

Testosteron steuert die Bewegung des Winkerfroschs

Foto: Tiergarten Schönbrunn/Rupert Kainradl

us | Wer die Urwälder der südostasiatischen Insel Borneo besucht, wird von freundlich winkenden Fröschen begrüßt. Während der Paarungszeit sitzen die kleinen Winkerfrösche Staurois parvus meist auf Felsen an kleinen Wasserfällen und rufen nach Partnerinnen. Da das Rauschen der Wasserfälle ihre Rufe aber übertönt, nutzen die Tiere außerdem ihre Hinterbeine um auf sich aufmerksam zu machen. Der Ablauf der Bewegung folgt immer einem bestimmten Muster. Zunächst heben die Tiere das Bein an, strecken es und präsentieren dabei ihre weißen Schwimmhäute. Dann beschreiben sie damit einen Bogen, ziehen es zurück an den Körper und setzen es wieder ab. Diese Geste wiederholen sie immer wieder um Konkurrenten zu beeindrucken. Vermutlich nehmen andere Männchen die Bogen-Bewegung als potenzielle Bedrohung wahr und verharren dann still. Welche Rolle der Testosteron­spiegel dabei spielt, haben Forscher der Universität Wien nun in Kooperation mit amerikanischen Ökologen untersucht. Ihre Versuchstiere stammten aus dem Wiener Zoo, wo die Frösche in einem Terrarium leben, das mit dichter Vegetation, hoher Luftfeuchtigkeit und einem Wasserfall ihrer natürlichen Heimat nachempfunden ist. Eine Gruppe Frösche erhielt intra­peritoneale Testosteron-Injektionen (10 µg/Frosch) und eine Kontrollgruppe Kochsalz­lösung. Winkerfrösche mit erhöhtem Testosteronspiegel beschrieben einen weiteren Bogen mit ihrem winkenden Fuß und führten die Bewegung schneller aus. Dafür zogen sie den Fuß langsamer zurück. Die Forscher entwickelten einen Algorithmus, der in der Lage war zu erkennen, ob die Bewegung von einem Tier der Testosteron- oder Kontrollgruppe ausgeführt wurde. Ein höherer Testosteronspiegel könnte sich evolutionär als vorteilhaft erweisen, wenn die Veränderungen der Winkbewegung auf Konkurrenten bedrohlicher wirken und ein Frosch sich einer potenziellen Partnerin nähern kann, während sein Kontrahent vor Schreck erstarrt sitzen bleibt. |

Literatur

Anderson NK et al. Testosterone amplifies the negative valence of an agonistic gestural display by exploiting receiver perceptual bias. Proc Biol Sci. 2021 24;288(1963):20211848. doi: 10.1098/rspb.2021.1848.

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