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Aus der Hochschule
„Eine extrem starke Persönlichkeit!“
Feierliches Symposium anlässlich der Emeritierung von Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe
Für Prof. Dr. Theo Dingermann, Frankfurt, war es eine besondere Ehre die Laudatio halten zu dürfen. Holzgrabe hat zunächst in Marburg und Kiel Chemie und Pharmazie studiert. 1983 folgte die Promotion an der Christian-Albrecht-Universität in Kiel, 1989 dann die Habilitation. Holzgrabe erhielt dann insgesamt acht Rufe auf unterschiedliche Professuren, zunächst an die Universität Bonn, an der sie von 1990 bis 1999 arbeitete und lehrte. In diese Zeit fielen Gastprofessuren in Erlangen und Illinois. 1999 übernahm sie in Würzburg den Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie am Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie. Würzburg, so Dingermann, konnte bis heute alle feindlichen Übernahmeversuche erfolgreich abwehren, wohl auch durch Einsatz erheblicher Investitionsmittel. Zu den feindlichen Übernahmeversuchen zählte neben dem Ruf an die freie Universität Berlin im Jahr 2004 auch das Angebot der Stelle als BfArM-Präsidentin im Jahr 2007. Eine Stelle, auf die sich auch der Laudator beworben hatte. Ihn hatte man im Bewerbungsgespräch wohl gefragt, wie er mit 50 Mitarbeitern dieser Behörde umgehen würde, die die Arbeit verweigern. Darauf habe er wohl keine befriedigende Antwort geben können. In jedem Fall hatte Holzgrabe das Rennen gemacht, die Stelle aber dann abgelehnt. Im Verlauf seiner Laudatio verwies Dingermann auf die beachtliche wissenschaftliche, hochschul- und berufspolitische Leistung von Holzgrabe. 106 von ihr betreute Dissertationen konnte er zählen, 477 Publikationen und Buchartikel. Als Dingermann im Frühjahr 1999 zum neuen Präsidenten der DPhG gewählt worden war, bot er Ulrike Holzgrabe das Amt der Vizepräsidentin zur Repräsentation der Hochschullehrer an, die zur Überraschung Dingermanns nicht ablehnte. Als erfolgreichstes gemeinsames Projekt bezeichnete Dingermann die Entwicklung einer modernen Mitgliederzeitschrift, die die Pharmazie in unserer Zeit ablöste und jedem DPhG-Mitglied kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Am Ende der gemeinsamen Vorstandsperiode hätte man die Mitgliederzahl verdoppelt. Holzgrabe war nicht nur die erste Frau in der Riege der DPhG-Vizepräsidenten, sie übernahm auch von 2004 bis 2007 als erste Frau das Amt der DPhG-Präsidentin. Holzgrabe hat viele Auszeichnungen erhalten, u. a. erhielt sie am 22. Juli 2019 den Bayerischen Verdienstorden. Dingermann betonte, wie glücklich sich die Universität Würzburg schätzen könne, eine so renommierte Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin in ihren Reihen zu haben. Hätte sie ihr nicht eine Seniorprofessur angeboten, hätte sie eine extrem starke Persönlichkeit verloren.
Und so verwunderte es nicht, als im Weiteren die in über 20 Jahren von Professorin Ulrike Holzgrabe eingebrachte wissenschaftliche und hochschulpolitische Expertise für den Hochschulstandort Würzburg gelobt wurde. In ihre Dekanatszeit von 2009 bis 2011 fielen zehn Berufungen. Innerhalb ihres Instituts hat sie schon im Jahr 2000 eine Professorenstelle in eine Professur für Klinische Pharmazie umgewidmet. Damit sei Würzburg der zweite Standort überhaupt gewesen, der diesen Schritt gegangen ist. Und für die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrer Ausbildung mit dem Fach nicht in Berührung gekommen seien, habe sie zusammen mit der Bayerischen Landesapothekerkammer die Bayerische Akademie für Klinische Pharmazie gegründet. Holzgrabe habe zudem die Klinische Pharmazie in die DPhG integriert und ihr damit eine Stimme gegeben. Darüber hinaus hat Holzgrabe entscheidend zur Aufklärung von Fragen der Arzneimittelqualität (Stichwort Nitrosamin- und weitere Verunreinigungen) und Lieferengpässen beigetragen. Die wissenschaftlichen Vorträge ihrer Schüler und Wegbegleiter Prof. Dr. Christian Klein, Heidelberg, Prof. Tanja Schirmeister Mainz, und Prof. Dr. Knut Baumann, Braunschweig, warfen ein beeindruckendes Licht auf die wissenschaftlichen Aktivitäten von Holzgrabe.
In allen Reden war die große Wertschätzung für Ulrike Holzgrabe zu spüren. Ihre persönliche Loyalität, ihre Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sei, so Prof. Dr. Dr. Lorenz Meinel, die Grundlage nicht nur für ein besonderes Vertrauensverhältnis, sondern auch für eine Freundschaft gewesen, die sich darin widerspiegelt, dass Ulrike Holzgrabe die Patentante seiner Tochter sei. Letztlich wollte man dann auch am 22. Juli 2022 keinen Abschied feiern, sondern das Erreichte ehren und mit Freude auf das Kommende blicken. |
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