Gesundheitspolitik

Kommentar: Apotheke statt Voucher

Julia Borsch

Gesundheitsminister Karl Lauterbach möchte die Apotheken in Zukunft als niedrigschwellige Anlaufstellen für Präventions­diagnostik nutzen. Wenn man mal außen vor lässt, dass viele Apotheken derzeit keinerlei Kapazität für Zusatzaufgaben haben, geschweige denn die finanziellen Mittel, um die notwendigen Investitionen zu tätigen, ist das eine gute Idee. Denn zahlreiche, insbesondere jüngere Menschen, bei denen mit Früherkennung bestimmter Erkrankungen viel zu erreichen wäre, haben keinen Zugang zu hausärztlicher Versorgung und somit auch nicht zu entsprechender Diagnostik.

Auch wenn erste Missverständnisse in der Ärzteschaft dem Minister zufolge ausgeräumt sind: Nun laufen noch die Laborärztinnen und -ärzte Sturm gegen diese Pläne. Sie befürchten Qualitätsmängel und steigende Kosten. Man fühlt sich an die Debatte ums Impfen in den Apotheken erinnert. Stattdessen schlagen die Labormediziner:innen Voucher für Blutentnahmen in fachärztlichen Laboren vor. Das würde zum einen zusätzliche Bürokratie mit sich bringen, zudem ist zweifelhaft, ob diese Labore auch flächendeckend wohnortnah vorhanden sind. Bei Apotheken ist das (noch) der Fall.

Hinter dem Ärzteprotest steht vermutlich die Angst, dass den Laboren Leistungen, die sie bisher selbst abrechnen konnten, durch die Lappen gehen, weil sie in den Apotheken erbracht werden. Es wäre jedoch wenig überraschend, wenn es, sollten Lauterbachs Pläne Realität werden, weitere Parallelen zum Impfen gibt, nämlich dass Menschen in Apotheken Präventionsleistungen in Anspruch nehmen, die es sonst gar nicht tun würden. Und damit wäre das Ziel der Maßnahme erreicht, so wie es beim Impfen ja auch schon klappt.

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