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Apotheken müssen flexibel bleiben
Bundestag debattiert über Engpässe / SPD und Grüne danken Apotheken
Die zahlreichen nicht verfügbaren Arzneimittel fordern die Apotheken Tag für Tag aufs Neue heraus. Während das Bundesgesundheitsministerium noch an einem Referentenentwurf feilt, der die bestehenden Probleme angehen und künftig vermeiden soll, will die Unionsfraktion im Bundestag schnellstmöglich einen Beschaffungsgipfel einberufen. Wie bereits berichtet (siehe AZ Nr. 4, 2023, S. 8), soll sich dieser mit der kurz- und mittelfristigen Beschaffung und Verfügbarkeit von lebenswichtigen Arzneimitteln befassen. Teilnehmen sollen insbesondere der Bund, die Länder, Ärzte, Krankenkassen, Apotheker, die pharmazeutische Industrie, Arzneimittelgroßhändler und Krankenhäuser.
Die Bundestagsdebatte anlässlich dieses Antrags war vor allem von parteipolitischem Geplänkel geprägt: Man warf sich gegenseitig Untätigkeit vor – schließlich war das Bundesgesundheitsministerium acht Jahre in den Händen der Union, ehe Ende 2021 Karl Lauterbach (SPD) das Steuer übernahm. Allerdings: Die SPD war in dieser Zeit ebenfalls in Regierungsverantwortung. Die Argumente rund um die Engpässe und ihre Ursachen sind bekannt – doch über die Therapie lässt sich trefflich streiten. Die Ampelfraktionen halten jedenfalls nichts vom Antrag von CDU/CSU. So verwies etwa die SPD-Abgeordnete Martina Stamm-Fibich darauf, dass es bereits einen BfArM-Beirat gebe, der sich mit genau dem befasse, was die Union fordere.
Heidenblut: Auch Null-Retax gehört auf die Tagesordnung
Dirk Heidenblut, Berichterstatter für Apotheken der SPD-Fraktion, nutzte die Debatte, um auf diejenigen in der Lieferkette hinzuweisen, „die dafür gerade stehen müssen, dass bei den Patientinnen und Patienten die Medikamente ankommen und die am stärksten ausbaden müssen, wenn das Ganze durch Lieferengpässe nicht funktioniert“ – die Apotheken. Denn hier gebe es die Möglichkeit, national tätig zu werden. Ausdrücklich dankte Heidenblut den Apothekern, die auch in schwierigen Zeiten meist dafür sorgten, dass die Menschen ihre Arzneimittel bekommen. „Das kann man nicht hoch genug einschätzen“. Um den Lieferengpässen etwas entgegenzusetzen, sei es sehr wichtig, den Apothekern mehr Flexibilität einzuräumen, betonte der SPD-Politiker. Das sei Teil der Eckpunkte und zudem während der Corona-Zeit schon „gut ausprobiert“ worden. Es wäre „ein Treppenwitz“, diese Möglichkeiten im April auslaufen zu lassen. Dabei müsse man auch dafür sorgen, dass die Apotheken hier keine Retaxationen befürchten müssen. Dabei möchte Heidenblut sogar noch einen Schritt weitergehen: „Für mich persönlich gehört die Frage der Nullretaxationen sowieso endlich mal auf die Tagesordnung – da müssen wir dringend was tun.“
Auch Maria Klein-Schmeink, Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, erklärte, sie sei „dankbar, dass die Apotheken in diesem Herbst, in diesem Winter die Versorgung so flexibel sichergestellt haben, herumtelefoniert haben, wo sich noch irgendwo ein Medikament auftreiben lässt, oder bei den Arztpraxen rückgefragt haben, ob sie ein Medikament ersetzen können“. Bürokratieabbau hält sie für nötig: „Es ist aberwitzig, wenn in der Praxis angerufen werden muss, wenn jemand mit einem Rezept kommt, auf dem eine Packung mit 100 Tabletten verschrieben wurde, dieses Medikament in dem Gebinde aber nicht vorrätig ist, allerdings fünf Packungen mit je 20 Tabletten ausgegeben werden könnten.“ Solche Dinge gehörten auf den Prüfstand, so Klein-Schmeink. „Da müssen wir ran. Da müssen wir uns auch viel Mühe geben.“
Man darf gespannt sein, wie schnell sich diese Forderungen aus der Ampel nun konkretisieren. Was den Antrag der Union betrifft: Dieser wurde in die zuständigen Ausschüsse verwiesen. |
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