Prisma

Dumm gelaufen, Fett verbrannt

Monty-Python-Blödelei empfohlen

Foto: Matthew/AdobeStock

Popkultur Der alberne Gang im Monty-Python-Sketch aufgesprüht auf einem Verkehrszeichen.

mp | Um ernsthafte Wissenschaft zu liefern, muss der Ausgangspunkt nicht zwingend ernsthaft sein. Wie im Falle des Sportphysiologen Glenn Gasser. Er und sein Team suchten nach Lösungen gegen Übergewicht, ein insbesondere in westlichen Ländern verbreitetes Problem. Bei ihren Experimenten, die einer Veröffentlichung im Journal „BMJ“ vorangingen, ging es regelrecht albern zu. Inspira­tion für die Forschung lieferte das britische Komiker-Syndikat Monty Python. In einem ihrer berühmtesten Fernsehclips aus dem Jahr 1970 folgt die Kamera einem Mann auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz: dem Ministerium für alberne Gangarten. Alle paar Schritte reißt er ein Bein hoch in die Luft, dann geht er tief in die Knie, fügt mal einen Tanzschritt, mal einen Hüpfer ein. Die Studie des Sportphysiologen Gasser sah so aus: 13 gesunde Probanden sollten jeweils drei und fünf Minuten „normal“ gehen. Dann wurde der Versuch wiederholt: Diesmal imitierten die Teilnehmer den albernen Gang aus dem Monty-Python-Sketch. Die Forscher erfassten die Sauerstoffaufnahme und den Energieverbrauch, gemessen in Kilokalorien (kcal). Die Berechnung zeigte: Zu laufen wie der britische Komiker ist, bezogen auf die zurückgelegte Wegstrecke, hochgradig ineffizient. Aber nicht nur das: Liefen Probanden zwölf bis 19 Minuten ähnlich wie der Mitarbeiter des albernen Ministeriums, verbrannten sie, verglichen mit Gehen ohne Störungen, zusätzlich 100 kcal.

Mit nur täglich elf Minuten dieser Hampelei kämen Erwachsene auf 75 Minuten intensiver körperlicher Aktivität pro Woche. Zu genau diesem Pensum raten „ernsthafte“ Ministerien wie das Bundesgesundheitsministerium oder der britische NHS (National Health Service). Ob das alberne Laufen heute eine ernsthafte Lösung gegen das Problem mit Übergewicht ist? Die Studienautoren schreiben: Sich ineffizient zu bewegen, könnte andere Public-Health-Maßnahmen spielerisch ergänzen. Gasser und seine Mitarbeiter gehen sogar noch einen albernen Schritt weiter und mutmaßen: „Wäre in den frühen 1970er-Jahren eine Initiative zur Förderung ineffizienter Bewegung ergriffen worden, würden wir heute vielleicht in einer gesünderen Gesellschaft leben.“ |

Literatur

Gasser GA et al. Quantifying the benefits of inefficient walking: Monty Python inspired laboratory based experimental study. BMJ, 2022, doi: 10.1136/bmj-2022-072833

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