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Arzneimittel und Therapie
Antipsychotika im ersten Trimenon wohl sicher – mit Ausnahmen
Fehlbildungsrisiko ist nicht grundsätzlich erhöht
Eine Vielzahl an Frauen im gebärfähigen Alter leidet an therapiebedürftigen psychischen Erkrankungen, die eine ununterbrochene Medikamenteneinnahme auch in der Schwangerschaft erfordern. Vor allem das erste Trimenon, in dem die Anlage der Organe stattfindet, stellt einen besonders kritischen Zeitraum für die Einnahme von plazentagängigen Arzneistoffen dar. Der Ausschluss von Schwangeren an klinischen Studien macht die Therapie mit Psychopharmaka zu einer Sicherheitslücke für Fehlbildungen. Obwohl bisherige Überprüfungen darauf hindeuten, dass Antipsychotika keine schwerwiegenden teratogenen Auswirkungen haben, sind die Studienergebnisse aufgrund unterschiedlicher Studiendesigns und Analyseansätze inkonsistent.
Eine bereits 2016 durchgeführte Kohortenstudie, die sich auf Medicaid-Daten in den USA stützte, kam zu dem Schluss, dass die pränatale Antipsychotika-Einnahme das Fehlbildungsrisiko generell nicht signifikant erhöht. Eine Ausnahme bildete jedoch der leichte Risikoanstieg unter Risperidon. Die Studienautoren befürworteten daraufhin weiterführende Studien [1].
Daten aus sechs Ländern
Eine Forschergruppe um Erstautorin Krista Huybrechts setzte sich nun zum Ziel, das Risiko für kongenitale Fehlbildungen durch Antipsychotika im ersten Trimenon im größeren Rahmen zu bewerten [2]. Diesmal wurden neben Medicaid-Daten aus den USA zusätzlich Gesundheitsregisterdaten aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden herangezogen.
Die Kohortenstudie umfasste 21.751 Schwangere, die Atypika einnahmen, 6371 Schwangere, die Typika erhielten, sowie 6.455.324 Schwangere, die keine Antipsychotika erhielten. Zu den am häufigsten verschriebenen Atypika zählten Quetiapin, Aripiprazol und Olanzapin. Chlorpromazin, Dixyrazin (nicht in den USA) und Perphenazin gehörten zu den meist verordneten Typika.
Schwangerschaften mit fetalen Chromosomenanomalien, Totgeburten oder teratogener Medikamentenexposition wurden ausgeschlossen.
Risikoanstieg bei einzelnen Antipsychotika
Das absolute Risiko, einen Säugling mit schwerwiegender Fehlbildung zu gebären, lag ohne Antipsychotika-Einnahme bei 2,7%. Nahmen Schwangere Atypika ein, lag das Risiko bei 4,3% und bei Einnahme von Typika lag es bei 3,1%.
Bei den Exposition-Ereignis-Kombinationen, zu denen ausreichend Daten vorlagen, um eine Aussage treffen zu können, lagen die adjustierten relativen Risiken (aRR) nahe null. Eine Ausnahme bildete ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von Olanzapin und dem Auftreten von Lippen- und Gaumenspalten (aRR = 2,1; 95%-Konfidenzintervall [KI] = 1,1 bis 4,3), jedoch variierten die Schätzungen zwischen den Sensitivitätsanalysen.
Für Exposition-Ereignis-Kombinationen, die sich lediglich auf eine mäßige Anzahl von Daten stützten, beobachteten die Studienautoren erhöhte Risiken für Gastroschisis (aRR = 1,5; 95%-KI = 0,8 bis 2,6) und Hirnanomalien (aRR = 1,9; 95%-KI = 1,1 bis 3,0) nach Atypika-Einnahme und für Herzfehlbildungen nach Chlorprothixen-Exposition (aRR = 1,6; 95%-KI =1,0 bis 2,7). Aufgrund der breiten Konfidenzintervalle ist die Aussagekraft jedoch begrenzt – die Ergebnisse seien laut Autoren als „Sicherheitssignale“ anzusehen, die weiterer Studien bedürfen.
Der in der genannten Studie von 2016 [1] beobachtete Risikoanstieg bei Risperidon konnte in der vorliegenden Studie nicht repliziert werden, was die Bedeutung von Bestätigungsstudien unterstreicht.
Weitere Studien nötig
Die Autoren betonen die Notwendigkeit einer fortlaufenden, regelmäßigen Überwachung von pränatal eingenommenen Arzneimitteln, um aus kumulierenden Daten aussagekräftige Bewertungen für einzelne Arzneimittel und spezifische Fehlbildungstypen zu treffen. Nur so kann die Sicherheitslücke in der Schwangerschaft geschlossen werden [1]. |
Literatur
[1] Huybrechts KF et al. Antipsychotic use in pregnancy and the risk for congenital malformations.JAMA Psychiatry 2016;73(9):938-946
[2] Huybrechts KF et al. Association of in utero antipsychotic medication exposure with risk of congenital malformations in nordic countries and the US. JAMA Psychiatry 2022, doi:10.1001/jamapsychiatry.2022.4109
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