Stimulanzien-Therapie

Plötzliche Todesfälle unter Methylphenidat

Stuttgart - 22.06.2009, 12:00 Uhr


Stimulanzien wie Methylphenidat scheinen das Risiko für plötzliche Todesfälle bei gesunden Kindern zu erhöhen. Das legt zumindest eine Fall-Kontrollstudie nahe. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA sieht in dem Ergebnis allerdings noch keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang.

Gesichtet wurden die Daten von 564 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 7 und 19 Jahren, die plötzlich aus unerklärlichen Gründen verstorben waren. Als Vergleichsgruppe dienten 564 junge Menschen, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. Im Zentrum stand die Frage nach einer Therapie mit Stimulanzien wie Amphetamin, Dextroamphetamin, Methamphetamin oder Methylphenidat.

Zehn der plötzlich verstorbenen Kinder und Jugendlichen waren mit Methylphenidat behandelt worden, in der Gruppe der Verkehrstoten waren zuvor zwei Betroffene mit Stimulanzien behandelt worden, allerdings nur in einem Fall mit Methylphenidat. Danach liegt eine signifikante Assoziation zwischen dem Gebrauch von Methylphenidat und dem Auftreten plötzlicher Todesfälle vor. Die Odds Ratio betrug 7,4 bei einem weiten 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,4 und 79,9.

Diese Fall-Kontrollstudie ist die erste methodisch einwandfrei durchgeführte Studie, die der Frage nachgeht, ob ein Zusammenhang zwischen einer Stimulanzien-Therapie und plötzlichen Todesfällen bei Kindern ohne kardiale Vorschäden besteht. Allerdings ist die Studie nur bedingt aussagekräftig, da die Daten retrospektiv erhoben wurden und dazu neben Autopsie-Berichten und toxikologischen Untersuchungen auch Ergebnisse aus Befragungen der Eltern herangezogen wurden. Die FDA will nicht ausschließen, dass durch Stimulanzien wie Methylphenidat das Risiko für einen plötzlichen Herztod bei gesunden Kindern erhöht wird, hält es aber aufgrund der begrenzten Aussagekraft der Studie für nicht gerechtfertigt, Konsequenzen zu ziehen. Besorgte Eltern sollten mit dem Arzt über ihre Bedenken sprechen und keinesfalls eigenmächtig die Stimulanzien-Behandlung ihrer Kinder beenden. Die FDA weist darauf hin, dass zur Zeit eine große von ihr und der Agency for Healthcare Research and Quality geförderte Studie durchgeführt wird, die den Einfluss einer Stimulanzien-Behandlung auf akute kardiale Ereignisse, Schlaganfall und weitere kardiovaskuläre Störungen bei Kindern untersuche. Mit den Ergebnissen wird noch im Laufe dieses Jahres gerechnet.

Quellen:

Gould M et al.: Sudden Death and Use of Stimulant Medications in Youths. Am J Psychiatry Online-Publikation vom 15. Juni 2009.

FDA News Release: FDA issues Safety Communication about an Ongoing Review of Stimulant Medications Used in Children with ADHD. 15. Juni 2009.


Doris Uhl