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Stammzelltherapie
Bochumer Mediziner transplantieren Nabelschnurblut
Zum zweiten Mal haben Mediziner der Ruhr-Universität am 16. Juli ein Kind mit bei dessen Geburt eingefrorenem Nabelschnurblut behandelt, wie aus einer Pressemeldung der Ruhr-Universität Bochum hervorgeht. Der drei Monate alte Säugling hatte durch eine Hirnhautentzündung einen schweren Hirnschaden erlitten, der zu spastischen Lähmungen führte.
Die Mediziner der Campus Klinik Gynäkologie (Prof. Dr. med. Arne Jensen) und der Universitätskinderklinik am St. Josef-Hospital (Direktor Prof. Dr. med. Eckhard Hamelmann) hoffen, dass bei dem Säugling die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut die geschädigten Bereiche des Gehirns zur Regeneration anregen werden.
Wie genau Stammzellen aus dem Nabelschnurblut wirken, ist noch nicht erforscht. Grundlagenuntersuchungen und Ergebnisse aus Tierversuchen legen jedoch nahe, dass geschädigte Hirnnervenzellen bestimmte Eiweißstoffe freisetzen, die die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut, das als Bluttransfusion verabreicht wird, anziehen. Die Stammzellen schütten dann wahrscheinlich vor Ort im Gehirn Substanzen aus, die Entzündungsprozesse hemmen und die Narbenbildung verhindert können. Außerdem scheinen sie verbliebene gesunde Nervenzellen zur Teilung anregen zu können, so dass diese dann die Funktionen der zerstörten Zellen übernehmen können. Wie lange nach einer Hirnschädigung diese Prozesse noch funktionieren können, wissen die Forscher nicht. "Zu diesem Thema gibt es weltweit noch keine Publikationen, abgesehen von einigen Zeitungsberichten aus den USA und China, die allerdings nicht auf wissenschaftlichen Studien basieren", erklärte Jensen. Auch bei den Bochumer Behandlungen handle es sich lediglich um Heilversuche. Studien seien in Vorbereitung.
Die bisherigen Erfahrungen sind allerdings ermutigend: Das dreijährige Kind, das im Januar wegen eines Hirnschadens nach einem Herzstillstand mit eigenem Nabelschnurblut behandelt worden war, hat sich gut erholt. Die Nervenfunktionen des Gehirns haben sich seit der Behandlung deutlich verbessert, das Kind hat sein Sehvermögen wiedererlangt und beginnt wieder zu sprechen. Vor der Behandlung hatte es nur jammern können. Etwa eine Woche nach dem Heilversuch gab es erste Zeichen einer Besserung. Im aktuellen Fall muss das erst drei Monate alte Kind jetzt genau beobachtet werden. "Die Stammzellen sind unseren Untersuchungen zufolge etwa ein bis zwei Tage nach der Bluttransfusion vor Ort im Gehirn", sagte Jensen. "Wann genau eine Verbesserung der Hirnfunktion eintritt, müssen wir abwarten.
Literatur:
Meier C, Middelanis L, Wasilewski B, Neuhoff S, Roth-Haerer A, Gantert M, Dinse H, Dermietzel R, Jensen A: Spastic paresis after perinatal brain damage in rats is reduced by human cord blood mononuclear cells. Pediatric Research 2006;59(2):244-9.
Bochum/Konstanz - 21.07.2009, 15:19 Uhr