Erste Kasse erhebt Zusatzbeitrag

Experten erwarten „Dammbruch“ bei Zuschlägen

Berlin - 19.08.2009, 10:23 Uhr


Es ist soweit: Die erste Krankenkasse hat Zusatzbeiträge angekündigt. Die GBK wird ab dem zweiten Quartal 2009 von jedem Versicherten acht Euro monatlich zusätzlich kassieren. Experten erwarten, dass nun weitere Kassen folgen.

Am 20. September soll es losgehen. Dann wird die GBK als erste Kasse beginnen, von ihren Mitgliedern Zusatzbeiträge einzuziehen. Acht Euro monatlich von jedem Versicherten rückwirkend zum 1. Juli. Versichert sind bei der GBK vornehmlich Mitarbeiter der Kölner Stadtverwaltung und Unternehmen wie die Kölner Verkehrs-Betriebe oder Rhein-Energie, die Gesamtmitgliederzahl beträgt rund 30.000. Ursächlich für die finanzielle Schräglage bei der Kasse sind laut GBK-Vorstand Helmut Wasserfuhr zwei Versichertenfälle mit einer seltenen Bluter-Erkrankung. Diese hätten die GBK durch Medikamentenkosten von rund 14 Millionen Euro in den Jahren 2005 und 2006 in die roten Zahlen gedrückt. Die Kasse sieht sich unter diesen Umständen nicht in der Lage, die von ihr geforderten 600.000 Euro in den Fonds für die Schweinegrippe-Impfung einzubezahlen.

Es ist nach Angaben der Kasse ungewiss, wie lange der Zusatzbeitrag erhoben werden müsse. Nach den Regeln des Gesundheitsfonds ist er auf maximal ein Prozent vom Bruttoeinkommen eines Mitglieds begrenzt, eine zeitliche Vorgabe besteht nicht. Wer keinen Zusatzbeitrag bezahlen möchte, kann seiner Krankenkasse kündigen und zu einer anderen wechseln.

Möglicherweise wird diese Option aber schon bald nicht mehr attraktiv sein. Experten gehen schon lange davon aus, dass die erste Krankenkasse, die einen Zuschlag erhebt, die Welle der Zusatzbeiträge auch bei den anderen Kassen lostreten werde. So hatte die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen Doris Pfeiffer mehrmals darauf hingewiesen, dass es zu einem "Dammbruch" kommen werde, sobald sich die erste Kasse aus der Deckung wagt, und auch der Bundesverband der Betriebskrankenkassen erwartet in den kommenden Wochen weitere Zusatzbeiträge.

Ungerührt gibt man sich hingegen im Bundesgesundheitsministerium. Es sei ein Erfolg, dass erst eine einzige kleine Kasse nun Gebrauch von der Regelung mache, nachdem Kritiker des Gesundheitsfonds noch im Frühjahr von Dutzenden von Zusatzbeiträgen ausgegangen waren. "Das", so eine Ministeriumssprecherin, "ist ein Zeichen dafür, dass der Gesundheitsfonds funktioniert."


Tarja Wündrich