Arzneiverordnungs-Report 2009

AVR beklagt zu hohe Distributionskosten für Generika

Berlin - 17.09.2009, 14:05 Uhr


Heute ist zum 25. Mal der Arzneiverordnungs-Report erschienen. Die Herausgeber Ulrich Schwabe und Dieter Paffrath kommen bei ihrer Analyse von Arzneimittelverordnungsdaten einmal wieder zu dem Schluss, dass es noch Einsparpotenziale in Milliardenhöhe gibt.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben im Jahr 2008 rund 29,2 Mrd. Euro für Arzneimittel ausgegeben; dies entspricht einem Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der gesamte Anteil der Arzneimittel an den Leistungsausgaben der GKV beläuft sich damit auf 18,2 Prozent (Vorjahr 18,1 Prozent). Mittlerweile geben die Kassen 5 Mrd. Euro mehr für Arzneimittel als für die ambulante ärztliche Behandlung aus.

Schwabe erläuterte, dass der Umsatzanstieg zu einem beachtlichen Teil durch einige wenige Arzneimittelgruppen verursacht wurde. So stieg der Umsatz im Vergleich zu 2007 bei Angiotensinhemmstoffen um 113 Mio. Euro, bei Antidiabetika um 125 Mio. Euro, bei Immuntherapeutika um 429 Mio. Euro und bei Tumortherapeutika um 235 Mio. Euro. Auch die Impfstoffverordnungen, die 2008 Mehrausgaben von 230 Mio. Euro verzeichneten, fallen in ihrer Gesamthöhe von nunmehr 1,5 Mrd. Euro ins Gewicht. Schwabe verwies etwa auf die HPV-Impfstoffe, die in Deutschland so hochpreisig wie in keinem anderen Land seien. Während hierzulande 477 Euro für eine Grundimmunisierung zu zahlen sind, koste die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs in den USA nur 247 Euro, in der Schweiz 314 Euro.

Das Einsparpotenzial im Bereich der Analogpräparate, die keinen therapeutischen Zusatznutzen aufweisen, beziffern die AVR-Autoren für 2008 auf 1,7 Mrd. Euro. Bei den Generika sehen sie noch mindestens 1,1 Mrd. Euro schlummern. Generika könnten aber noch erfolgreicher sein, so Schwabe, wenn sie nicht mit hohen Distributionskosten belastet würden. Ließen wir uns in Deutschland etwa auf englische Preise ein, wo der Apotheker pro abgegebene Packung nur 90 Pence erhalte, könnten gar 3,4 Mrd. Euro gespart werden, erklärte Schwabe. Er verwies darauf, dass ein Generikahersteller in Deutschland beispielsweise für Simvastatin (100 Tbl. 20 mg zum Verkaufspreis von 15,46 Euro) nur 4,24 Euro erhalte, der Apotheker mit 8,24 Euro aber fast doppelt so viel. Allerdings erkennen die AVR-Autoren auch an, dass die Preise der Nachahmerpräparate 2008 um 4 Prozent sanken. Die Verordnungszahlen stiegen in diesem Bereich um 11 Prozent.


Kirsten Sucker-Sket