- DAZ.online
- News
- Wenn Desinfektionsmittel ...
Antibiotikaresistenz
Wenn Desinfektionsmittel Bakterien den Weg frei machen
Bakterien können nicht nur gegen Antibiotika Resistenzen entwickeln, sondern auch gegen Desinfektionsmittel. Dabei ist es durchaus möglich, dass der Mechanismus, der zur Resistenz gegen ein Desinfektionsmittel führt, gleichzeitig die Empfindlichkeit gegen Antibiotika
Bakterien haben verschiedene Möglichkeiten, sich gegen Antibiotika und Desinfektionsmittel zu wehren. So können sie durch Veränderungen der Oberflächenstruktur das Eindringen von Bioziden verhindern oder durch Aktivierung von Membranpumpen dafür sorgen, dass die für sie schädlichen Substanzen nach Eindringen in die Zelle sofort wieder heraustransportiert werden.
In einer soeben veröffentlichten Studie konnten Forscher zeigen, dass eine subinhibitorische Konzentration von Benzalkoniumchlorid (1 mg/l) zur Selektion eines Pseudomonas-aeruginosa-Stammes führt, der gegen Ciprofloxacin resistent ist. Umgekehrt konnten auch unter Einwirkung von Ciprofloxacin Stämme selektiert werden, deren Empfindlichkeit gegen Benzalkoniumchlorid reduziert war. Verantwortlich für die Kreuzresistenz der selektierten Pseudomonas-aeruginosa-Bakterien ist eine Genmutation im sogenannten Mex-efflux-system-regulator-Gen, in dessen Folge die Aktivität der assoziierten Effluxpumpe gesteigert wird. Diese Pumpe sorgt dafür, dass nicht nur die Konzentration von Benzalkoniumchlorid, sondern auch die von Ciprofloxacin in der Bakterienzelle niedrig gehalten wird.
Wählten die Forscher jedoch hohe Benzalkoniumchloridkonzentrationen (10 mg/l), kam es zu keiner Selektion von resistenten Pseudomonas-aeruginosa-Stämmen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass der Einsatz von zu stark verdünnten bzw. zu niedrig dosierten Desinfektionsmitteln beispielsweise in Kliniken die Entwicklung von resistenten Bakterien fördern kann.
Quelle: Mc Cay PH: Effect of subinhibitory concentrations of benzalkonium chloride on the competitiveness of Pseudomonas aeruginosa grown in continuous culture. Microbiology 2010; 156 30 – 38; DOI 10.1099/mic.0.029751-0
Lesen Sie
Stuttgart - 29.12.2009, 12:08 Uhr