AkdÄ Drug Safety Mail

Warnung vor Hepatitis im Zusammenhang mit Sitagliptin

11.06.2010, 14:10 Uhr


Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) weist darauf hin, dass der Dipeptidyl-Peptidase 4-Inhibitor Sitagliptin in sehr seltenen Fällen ursächlich für eine Transaminasenerhöhung beziehungsweise eine schwerwiegende Hepatitis verantwortlich sein kann. Bei Patienten, die unter einer Behandlung pathologische Leberwerte oder klinische Zeichen einer Hepatitis entwickeln, sollte diese Differenzialdiagnose in Erwägung gezogen werden.

Der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) wurde der Fall eines 65-jährigen Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 gemeldet, der seit Anfang 2008 mit 100 mg Sitagliptin pro Tag behandelt wurde. Die Dauermedikation bestand aus Metformin, ASS, Fenofibrat, Lisinopril sowie einem Kombinationspräparat aus Bisoprolol und Hydrochlorothiazid. Als weitere Diagnosen wurden neben arterieller Hypertonie und einer Fettstoffwechselstörung eine KHK genannt. Im März 2008 wurden bei dem Patienten erhöhte Leberwerte festgestellt. Serologisch gab es keine Hinweise auf eine infektiöse Ursache oder eine autoimmune Ursache des Leberschadens. Eine Leberpunktion zeigte histologisch einen kombinierten Leberschaden mit einer vorbestehenden metabolisch toxischen Schädigung im Sinne einer mäßiggradigen Verfettung und einer Fibrose. Darüber hinaus fand man eine portale und intralobuläre Hepatitis mit eosinophilen Granulozyten als Ausdruck einer möglicherweise medikamentös bedingten Entzündung. Aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs wurde Sitagliptin als Ursache der Hepatitis in Betracht gezogen, und sowohl Sitagliptin als auch Metformin wurden abgesetzt. Bereits drei Tage später und bei den weiteren Kontrollen bis zur Entlassung aus der stationären Betreuung waren die Transaminasenerhöhungen deutlich rückläufig und im weiteren ambulanten Verlauf wieder normalisiert. Sowohl aufgrund der klinischen Befunde als auch nach gängigen Scores zur Bestimmung des Kausalzusammenhangs zwischen einem bestimmten Arzneimittel und einem Leberschaden geht die AKdÄ von einem „wahrscheinlichen“ Zusammenhang mit Sitagliptin aus.

In der Fachinformation von Sitagliptin-haltigen Arzneimitteln sind Leberschäden, Transaminasenerhöhungen oder andere unerwünschte Wirkungen an der Leber nicht aufgeführt. Die geschilderten Daten zeigen jedoch, dass Sitagliptin in sehr seltenen Fällen ursächlich für eine Transaminasenerhöhung beziehungsweise eine schwerwiegende Hepatitis sein kann. Bei Patienten, die unter einer Behandlung pathologische Leberwerte oder klinische Zeichen einer Hepatitis entwickeln, sollte diese Differenzialdiagnose in Erwägung gezogen werden.

Sitagliptin (Januvia®, Xelevia®) ist ein orales Antidiabetikum, das über die Inkretinhormone den Blutzucker beeinflusst. Die beiden Inkretinhormone Glucagon-like Peptid 1 (GLP-1) und Glucose-dependent-insulinotropic Peptid (GIP) werden nach Stimulation durch Nahrungsaufnahme von Zellen der Darmschleimhaut sezerniert. GLP-1 und GIP beeinflussen den Glukosestoffwechsel u. a. durch eine blutzuckerabhängige Stimulierung der Synthese und Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse sowie die Unterdrückung der Glukagon-Sekretion. Sitagliptin ist seit 2007 in Deutschland verfügbar und zugelassen für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2, wenn Diät und Bewegung allein oder eine Behandlung mit anderen oralen Antidiabetika den Blutzucker nicht ausreichend senken. Es kann als Monotherapie bei Patienten eingesetzt werden, für die Metformin nicht geeignet ist, sowie als Kombinationspartner bei Zwei- oder Dreifachtherapien mit Metformin, einem Sulfonylharnstoff oder einem PPARγ-Agonisten (Rosiglitazon, Pioglitazon). Sitagliptin ist auch zur Kombination mit Insulin zugelassen.

Quelle: AkdÄ Drug Safety Mail 2010-101

Lesen Sie in unserer Serie Pharmako-logisch! mehr über die Pathophysiologie des Typ-2-Diabetes und die Wirkungen, Indikationen und Risiken der oralen Antidiabetika.



Dr. Carolina Kusnick