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Herzerkrankungen
Phytosterole können schaden
In einer Studie der Universität Leipzig konnte erstmals ein Zusammenhang zwischen bestimmten genetischen Faktoren gezeigt werden, die gleichzeitig den Anteil von pflanzlichen
Phytosterole kommen in pflanzlichen Fetten oder Ölen vor. Sie sind strukturell dem Cholesterin ähnlich und hemmen seine Aufnahme im Darm. Aufgrund der cholesterinsenkenden Wirkung werden pflanzliche Sterole so genannten "funktionellen Lebensmitteln" wie Margarine oder Joghurt künstlich zugesetzt.
Der menschliche Organismus verfügt über sehr effiziente Mechanismen, solche für den Stoffwechsel nicht benötigten Stoffe sofort wieder auszuscheiden. Dabei ist individuell festgelegt, ob jemand generell zu einem hohen oder niedrigen Sterolspiegel im Blut neigt, ähnlich wie bei Cholesterin. Bislang konnte man auf dem DNA-Strang den verantwortlichen Abschnitt noch nicht lokalisieren, der für die unterschiedliche Ausprägung verantwortlich ist. Ziel der neuen Studie war außerdem die Frage, ob genetische Unterschiede bei der Sterolregulation einen Einfluss auf das Risiko von Herzgefäßerkrankungen haben.
Bei jeder der über 4.000 Blutproben wurden 500.000 der häufigen Genvarianten bestimmt und geprüft, welche für einen hohen oder niedrigen Sterolspiegel stehen. Dadurch fanden die Forscher drei voneinander unabhängige Genabschnitte, die etwa 10% der unterschiedlichen Sterolspiegel erklärten. In einem nächsten Schritt wurde untersucht, ob die gefundenen Genabschnitte einen Einfluss auf die koronare Herzerkrankung haben. Dafür wurde die Studie auf 27.000 Patientenproben ausgedehnt. Die Proben stammten je zur Hälfte von Herzkranken und Gesunden.
Die Ergebnisse zeigten, dass alle drei Genabschnitte tatsächlich einen Effekt auf das Risiko der koronaren Herzerkrankung hatten. Zwei der Genabschnitte lagen in einem bekannten Lipidtransferprotein (ABCG8), der dritte Genabschnitt in dem für die Blutgruppe verantwortlichen Gen AB0. Demzufolge neigen Träger der Blutgruppen A, B und AB zu höheren Sterolspiegeln und gleichzeitig zu einem höheren Risiko für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Dagegen ist Blutgruppe 0 besonders geschützt vor einem hohen Sterolspiegel und vor Herzgefäßerkrankungen.
Aufgrund der Forschungsergebnisse kann die weit verbreitete Auffassung, dass Produkte mit Ersatzstoffen für tierische Fette grundsätzlich gesundheitsfördernd sind, nicht mehr aufrechterhalten werden. Für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung sind sie sogar als schädlich einzustufen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb bei Lebensmitteln mit Phytosterolzusätzen zurückhaltend sein.
Quelle: Circulation: Cardiovascular Genetics 2010, Online-Vorabveröffentlichung doi: 10.1161/CIRCGENETICS.109.907873.
Leipzig - 28.07.2010, 10:30 Uhr