Genetischer Risikofaktor

Migräne-Gen entdeckt

Köln - 08.09.2010, 06:55 Uhr


Kölner Wissenschaftler haben einen genetischen Risikofaktor identifiziert, der mit der Migräne mit und ohne Aura in Zusammenhang steht.

Dazu untersuchten die Forscher in internationaler Zusammenarbeit das Genmaterial von mehr als 50.000 Menschen. Sie führten eine genomweite Assoziationsstudie durch, um Varianten des Genoms zu identifizieren, die die Anfälligkeit für Migräne erhöhen. Dazu verglichen sie primär genetische Daten von mehr als 3.000 Menschen aus Finnland, Deutschland und den Niederlanden, die unter Migräne leiden, mit dem Genom von über 10.000 diesbezüglich gesunden Menschen. Die Befunde wurden durch eine weitere Testgruppe mit 3.000 Migräne-Patienten und 40.000 gesunden Menschen bestätigt.

Menschen mit einer spezifischen DNA-Variante zwischen zwei Genen auf Chromosom 8, PGCP und MTDH/AEG-1, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Migräne zu erkranken, so das Ergebnis der Studie. Die Abweichung könnte dabei die Aktivität des MTDH/AEG-1-Gens verändern, welches wiederum die Aktivität von EAAT2 steuert. EAAT2 wurde bisher mit anderen neurologischen Erkrankungen, wie Epilepsie, Schizophrenie und verschiedenen Stimmungs- und Angsterkrankungen in Verbindung gebracht.

EAAT2 ist mitverantwortlich für das Entfernen von Glutamat aus den Synapsen des Gehirns. Dieser Neurotransmitter transportiert Informationen zwischen den Nervenzellen im Gehirn. Eine Anhäufung von Glutamat könnte im Gehirn eine ursächliche Rolle bei der Migräne spielen. Ziel neuer Therapieansätze wäre es dann, die Ansammlung von Glutamat an den Synapsen zu minimieren.

Weitere Studien zur identifizierten DNA-Variante und ihre möglichen regulativen Auswirkungen auf benachbarte Gene sollen helfen, den Mechanismus für Migräne-Attacken besser zu verstehen. Außerdem soll nach zusätzlich beteiligten genetischen Faktoren geforscht werden. Dafür will man künftig noch größere Stichproben berücksichtigen und außerdem sollten auch weniger schwere Fälle in die Untersuchungen einbezogen werden.

Literatur: Anttila, V., et al.: Nature Genetics 2010, Online-Vorabpublikation am 29. August, doi:10.1038/ng.652.



Dr. Bettina Hellwig