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Weltgesundheitsbericht
Krankenversicherung: für viele Millionen Menschen ein Traum
Jährlich werden 100 Millionen Menschen ohne Krankenversicherung in Armut getrieben, weil sie selbst für ihre Behandlungskosten aufkommen müssen. Dies geht aus der einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervor, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
WHO-Generaldirektorin Margaret Chan präsentierte den aktuellen Weltgesundheitsbericht im Beisein von Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (beide FDP) im Bundesgesundheitsministerium. Die Finanzierung der Gesundheitssysteme sei nicht nur für Entwicklungsländer ein großes Problem, erklärte Chan. Auch in Ländern wie Griechenland, Portugal und Polen überschulden sich dem Bericht zufolge viele Menschen, um ihre medizinische Behandlungen zu bezahlen. In den USA seien die hohen Behandlungskosten die Hauptursache für private Pleiten. „Niemand sollte finanziellen Ruin befürchten müssen, weil er medizinische Behandlung benötigt“, so Chan.
Auf rund 100 Seiten bündelt die WHO in ihrem Bericht „Finanzierung von Gesundheitssystemen – Der Weg zu universeller sozialer Absicherung im Krankheitsfall" Ideen, wie Länder das Ziel einer medizinischen Absicherung für alle Menschen besser erreichen können. Dabei appelliert die Organisation an alle Länder – gleich ob arm und reich. Letztendlich sind die Probleme weltweit gleich: Überall wird um Geld gerungen, um die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung bezahlen zu können. Nicht nur hierzulande nehmen die chronischen Erkrankungen zu und wird die medizinische Behandlung immer teurer.
Für eine bessere Gesundheitsversorgung müssten der WHO zufolge staatliche Ausgaben erhöht werden. Etwa durch Steuern auf Tabak: Eine Prüfung von 22 Ländern mit niedrigem Einkommen habe ergeben, dass sie durch eine 50-prozentige Anhebung der Tabaksteuer insgesamt 42 Milliarden US-Dollar aufbringen könnten. Der Zugang zu einem geringen Angebot an Gesundheitsleistungen kostet in Entwicklungsländern rund 44 Dollar pro Kopf. Mehr als 30 Länder geben aber unter 35 Dollar pro Kopf aus.
Nach Ansicht der WHO sollte die Absicherung der Bevölkerung aus einem Mix von Steuern und Versicherungen finanziert werden und nicht auf den Schultern des Kranken allein lasten. Vor allem aber müsse für mehr Effizienz in den Gesundheitssystemen gesorgt werden. In Krankenhäuser werden laut WHO zum Beispiel jährlich nahezu 300 Milliarden US-Dollar (rd. 220 Milliarden Euro) vergeudet – schlicht aus Ineffizienz.
Das deutsche Gesundheitssystem wollte Chan nicht bewerten. Jedes Land müsse seinen eigenen Weg gehen, sagte auch Niebel: „Es gibt kein Patentrezept.“
Berlin - 22.11.2010, 17:12 Uhr