Phytotherapie

Portugiesisches Lavendelöl gegen Fußpilz?

Coimbra - 16.02.2011, 17:06 Uhr


Lavenblüten und Lavendelöl sind seit „uralten“ Zeiten als Beruhigungsmittel bekannt. Derzeit untersucht eine Arbeitsgruppe an der Universität von Coimbra in Portugal die dort heimischen Lavendel-Arten auf eine andere Eigenschaft: die Vernichtung von pathogenen Pilzen, die auf menschlicher Haut oder Schleimhaut parasitieren.

Neben dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia syn. L. officinalis syn. L. vera), der als Arzneipflanze gründlich erforscht worden ist und außerdem in der Kosmetikindustrie eine sehr große Rolle spielt, ist nur noch der Spik-Lavendel (L. latifolia) von globaler Bedeutung; alle anderen Lavendel-Arten sind aus therapeutischer Sicht uninteressant oder von eher geringem Interesse und spielen allenfalls regional begrenzt eine Rolle in der Volksmedizin.

Eine Arbeitsgruppe an der Universität von Coimbra in Portugal nimmt sich seit jüngerer Zeit die dort wachsenden Lavendel-Arten vor und testet sowohl deren ätherisches Öl als auch einzelne darin enthaltene Komponenten auf ihre wachstumshemmenden oder tödlichen Wirkungen gegenüber pathogenen Haut- und Schleimhautpilzen.

Die von dieser Arbeitsgruppe jüngst publizierte Untersuchung über den Grünen Lavendel (Lavandula viridis) findet auch in der Laienpresse Beachtung und wird dort teilweise als sensationelle Entdeckung eingestuft. Dies erscheint schon deshalb nicht berechtigt, weil dieselbe Arbeitsgruppe im August 2009 ähnliche Beobachtungen an der Lavendel-Art Lavandula pedunculata gemacht hatte, ohne dass dies inzwischen zur Entwicklung eines Arzneimittels, beispielsweise gegen Fußpilz, geführt hätte.

Das ätherische Öl der beiden in Coimbra erforschten Lavendel-Arten, die auch als Unterarten des Schopf-Lavendels (Lavandula stoechas) gelten, sind reich an 1,8-Cineol, Fenchon, alpha-Pinen, Linalool und Campher; es handelt sich um flüchtige Stoffe, die im Pflanzenreich, insbesondere bei Gewürzpflanzen, weitverbreitet sind, wenn auch ihre jeweilige Kombination in einer bestimmten Pflanze einmalig und insofern typisch sein kann.

Es bleibt abzuwarten, ob die vorgelegten Forschungsergebnisse zu praktischen Anwendungen führen. Der in der Laienpresse geäußerte Optimismus erscheint jedoch unberechtigt. Übrigens: In den 60er Jahren boten einige öffentliche Schwimmbäder eine kostenlose Fußdusche, die Fichtennadelöl enthielt, zur Desinfektion gegen Fußpilz an. Doch stellte sich schnell die Nutzlosigkeit dieser Maßnahme heraus.

Quellen: Zuzarte M, et al. Chemical composition and antifungal activity of the essential oils of Lavandula pedunculata (Miller) Cav. Helvetica Chimica Acta, 20 Aug 2009; doi: 10.1002/cbdv.200800170.

Zuzarte M, et al. Chemical composition and antifungal activity of the essential oils of Lavandula viridis L'Hér. J Med Microbiol, 14 Feb 2011; doi: 10.1099/jmm.0.027748-0.


Dr. Wolfgang Caesar