Pharmazeutische Industrie

Merck erzielt Rekordumsatz

Darmstadt - 21.02.2011, 10:29 Uhr


Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck hat nach einem kräftigen Gewinnanstieg mit einem zuversichtlichen Ausblick überrascht. Dafür sorgen die starke Nachfrage nach chemischen Produkten und die Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore.

2011 will Merck den Umsatz um 13 bis 18 Prozent steigern. Das operative Ergebnis soll um 35 bis 45 Prozent zulegen. Auch für 2012 geht der auf eine 1668 gegründete Apotheke zurückgehende Traditionskonzern von einem Wachstum des Umsatzes und operativen Ergebnis aus. Konjunkturelle Rückschläge in einzelnen Ländern, auch bedingt durch hohe Staatsverschuldung, könnten aber nicht ausgeschlossen werden.

„2010 war ein Jahr mit großen Veränderungen für Merck“, sagte Unternehmenschef Karl-Ludwig Kley am Montag in Darmstadt. In finanzieller Hinsicht habe 2010 die eigenen Erwartungen übertroffen. Die Aktionäre sollen für 2010 eine Dividende von 1,25 Euro nach 1,00 Euro im Vorjahr erhalten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden Abschreibungen auf Millipore und eine Wertminderung in Zusammenhang mit dem Parkinson-Mittel Safinamid in Millionenhöhe verbucht. Operativ konnte Merck das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr auf 1,114 Milliarden Euro steigen. Die Gesamterlöse kletterten 2010 um rund ein Fünftel auf 9,3 Milliarden Euro. Zukäufe – also hauptsächlich die Übernahme von Millipore für 5,1 Milliarden Euro – hätten rund acht Prozent und positive Währungseffekte fast vier Prozent beigetragen. In der größten Sparte Merck Serono mit den Kernmedikamenten Rebif zur Behandlung Multipler Sklerose und dem Krebsmittel Erbitux verbuchte Merck einen Umsatzanstieg auf rund 5,8 Milliarden Euro.

Nach mehreren Rückschlägen im Geschäft mit patentgeschützten Arzneimitteln hatte Merck die Führung der Pharmasparte ausgetauscht: Anfang des Jahres übernahm Stefan Oschmann die Verantwortung für Merck Serono und die rezeptfreien Alltagsprodukte (Consumer Health Care) von seinem Vorgänger Elmar Schnee.

Denn bei Merck Serono lief es in den vergangenen Monaten alles andere als rund: So hat sich ein Expertengremium der europäischen Arzneimittelbehörde Ema gegen die Zulassung der Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin ausgesprochen. Merck zog den Antrag in Europa daraufhin zurück. Auch in Amerika gibt es Probleme: Auf dem weltweit größten Pharmamarkt hofft Merck noch auf grünes Licht für Cladribin. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte Ende November die Prüfzeit bis zum 28. Februar 2011 verlängert. Merck hat mit Cladribin mittlerweile den Anschluss an das Konkurrenzprodukt Gilenya des Schweizer Pharmakonzern Novartis verloren. Cladribin galt bisher als wichtigste Neuentwicklung für das Arzneimittelgeschäft der Hessen.

In der Chemiesparte glänzte vor allem das Geschäft mit den Flüssigkristallen, das erstmals einen Umsatz von über 1 Milliarde Euro erzielte. Merck ist Weltmarktführer bei den Kristallen. Sie werden in Flachbildschirmen, Handys oder auch Laptops eingesetzt. Bei den Kristallen erzielten die Darmstädter im vergangenen Jahr eine Umsatzrendite von 52 Prozent und damit das Niveau von vor der Wirtschaftskrise.


dpa-AFX