Ubiquitin

Neuer Regulator für Entzündungen

Tübingen - 12.04.2011, 10:27 Uhr


Forscher am Proteom Centrum der Universität Tübingen identifizieren eine bisher unbekannte Form des Regulatorproteins Ubiquitin, die Entzündungsprozesse beeinflusst.

Das kleine Protein trägt den Namen Ubiquitin, was zum Ausdruck bringt, dass es allgegenwärtig (ubiquitär) in den Zellen höherer Lebewesen vorkommt. Ubiquitin bindet an andere Proteine und beeinflusst deren Eigenschaften auf unterschiedlichste Weise. Die Modifizierung von Proteinen durch Ubiquitin, die sogenannte Ubiquitinierung, deren Entdeckung im Jahr 2004 mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ist für viele regulatorische Prozesse in der Zelle von größter Bedeutung. Ubiquitin kann zur Entstehung von Krankheiten beitragen, aber auch Fehler in der Proteinbildung korrigieren helfen. Es können sich Ketten von Ubiquitin-Molekülen bilden und mit einem Zielprotein verbinden. Man spricht dann von Polyubiquitinierung.

Eine neue Form dieser Polyubiquitinierung, die bei der Regulation von Entzündungsprozessen eine wichtige Rolle spielt, haben jetzt Forscher der Universität Tübingen nachgewiesen: das lineare Ubiquitin. Bisher waren zwei Hauptformen von Polyubiquitinierung bekannt. Mit Hilfe der Massenspektrometrie, einer Methode, mit der die Masse der ionisierten Moleküle (z. B. Proteine) gemessen werden kann, konnten die Forscher die winzigen Mengen dieses Polyubiquitins in der Zelle bestimmen. Sie haben gezeigt, dass die endogene Menge dieser Modifikation ungefähr 30mal niedriger ist als die Hauptformen von Ubiquitin. Zudem haben sie nachgewiesen, dass NEMO, ein wichtiges regulatorisches Protein des sogenannten NFKappaB-Signaltransduktionswegs, durch lineare Ubiquitinierung modifiziert wird.

Damit haben sie gezeigt, dass ein wichtiger Regulationsmechanismus der Zelle von dieser neuen Form von Ubiquitinierung reguliert wird. Der NFkappaB-Signaltransduktionsweg ist bei der Entstehung von Entzündungsprozessen von großer Bedeutung. Die neuen Erkenntnisse über dessen Regulierung können, so hoffen die Forscher, zur Entwicklung neuer Therapien führen.

Literatur: Ikeda, F., et al.: Nature 2011;471(7340):637-41.


Dr. Bettina Hellwig


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