Notfallmedizin

Methylenblau in besserer Qualität

Stuttgart - 27.05.2011, 14:04 Uhr


Methylenblau ist ein unverzichtbares Antidot zur Behandlung einer lebensbedrohenden Methämoglobinämie (Zyanose, Blausucht). Aufgrund des Herstellungsprozesses ist Methylenblau in geringen Mengen mit Schwermetallen verunreinigt. Nun hat erstmals ein Präparat die zentrale Zulassung durch die EMA erhalten, dessen Methylenblau mit einem schwermetallfreien Verfahren synthetisiert wird. Es kommt demnächst unter dem Namen ProveBlue® in den Handel.

Das Phenothiazin Methylenblau wurde erstmals 1876 synthetisiert und war der erste patentierte “Teerfarbstoff”. 1885 entdeckte Paul Ehrlich, dass es die graue Substanz im peripheren Nervengewebe selektiv anfärbt, und zwar auch beim lebenden Organismus (Vitalfärbung). Wie viele andere synthetische Farbstoffe wurde auch Methylenblau schon früh hinsichtlich seiner pharmakologischen Eigenschaften und therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten getestet. Trotz vieler interessanter Ergebnisse ist derzeit nur seine Indikation als Antidot bei Zyanose allgemein anerkannt.

Im Europäischen Arzneibuch ist Methylenblau unter der INN-Bezeichnung Methylthioniniumchlorid monografiert. Im Abschnitt “Prüfung auf Reinheit” werden die zulässigen Maximalgehalte (Grenzwerte) von Aluminium und elf Schwermetallen angegeben, darunter Blei, Cadmium, Chrom und Quecksilber. Nun wurde mit ProveBlue® erstmals ein Präparat zugelassen, das aufgrund seines Herstellungsprozesses fast frei von Metallen ist; der Gehalt von Cadmium beträgt nur ein Prozent des zulässigen Wertes, und Blei ist gar nicht detektierbar. Das von dem Start-up-Unternehmen Provepharm in Marseille hergestellte Präparat wird in Kooperation mit der Firma Inresa Pharma in Bartenheim im Elsass vermarktet.

ProveBlue® kommt als 10-ml-Injektionsampulle mit einem Wirkstoffgehalt von 50 mg in den Handel. Die Dosis beträgt ein bis zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.


Dr. Wolfgang Caesar


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