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Therapie von Typ-2-Diabetikern
IQWiG: Nutzen normnaher Blutzuckersenkung unklar
Ob Typ-2-Diabetiker davon profitieren, wenn man versucht, ihren Blutzucker durch eine Therapie auf normnahe Werte abzusenken, bleibt eine ungeklärte Frage. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) nach der Auswertung einschlägiger Studien.
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes das Risiko für gefäßbedingte Erkrankungen oder Todesfälle mit der Höhe der Blutzuckerwerte steigt. Um diabetesbedingte Folgeschäden zu vermeiden, empfehlen Leitlinien deshalb die Senkung der Blutzuckerwerte auf einen „normnahen“ Bereich, also auf Werte, wie sie Menschen ohne Diabetes aufweisen. In dem am 5. Juli vorgelegten Rapid Report hat das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses untersucht, ob diese Therapiestrategie tatsächlich auch das Risiko für Diabetes-Folgekomplikationen vermindert.
Für seinen Report hat das IQWiG randomisierte kontrollierte Studien gesucht, die zwei Therapiestrategien bei Typ-2-Diabetikern miteinander verglichen: In einer Gruppe sollten die Maßnahmen darauf zielen, den Blutzucker langfristig auf normnahe Werte zu bringen. In der Vergleichsgruppe sollte es diese Absicht nicht oder nicht in gleichem Maße gegeben haben. Maßgebliche Kriterien für die Bewertung des Nutzens oder Schadens waren dabei die Sterblichkeit (Gesamtsterblichkeit), Diabetes-Folgekomplikationen (Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nieren- oder Augenschädigungen u.a.) sowie die Lebensqualität. Insgesamt fand das IQWiG sieben Studien, die seinen Ansprüchen genügten. An diesen hatten insgesamt 28.000 Patientinnen und Patienten teilgenommen. Vier Studien waren bereits zwischen den 1960er und 1990er Jahren entstanden, die übrigen nach dem Jahr 2000. Teils handelte es sich um Patienten einer bestimmten Ethnie (Japan) und in einigen Studien wurden Medikamente breit eingesetzt, die heute nicht mehr auf dem Markt sind (Rosiglitazon).
Die IQWiG-Wissenschaftler fanden bei der Auswertung dieser Studien bei maßgeblichen Aspekten der Therapie keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen: Weder zur Gesamtsterblichkeit noch zu tödlichen Herzinfarkten, (tödlichen und nichttödlichen) Schlaganfällen, zu Niereninsuffizienz (und ihren Vorstufen), Amputationen oder Vorstufen der Erblindung gibt es Belege oder Hinweise darauf, dass eine der beiden Therapiestrategien mehr Vor- oder Nachteile bietet. Was die Zielgrößen Lebensqualität und Erblindung betrifft, gibt es nicht genügend Daten.
Lediglich beim Therapieziel nichttödliche Herzinfarkte fand das Kölner Institut in den Studien Hinweise, dass Patienten mit Typ-2-Diabetes von einer normnahen Blutzuckersenkung einen Vorteil hatten. Gleichzeitig gebe es aber auch Hinweise, dass schwere Unterzuckerungen sowie andere schwerwiegende Ereignisse zum Teil deutlich häufiger auftraten als bei einer weniger intensiven Blutzuckersenkung.
„Es ist schon erstaunlich: Einzelne Interventionen, vor allem Medikamente, sind zum Teil gut in Studien untersucht. Über Vor- und Nachteile von Therapiestrategien wissen wir aber relativ wenig“, kommentiert IQWiG-Leiter Jürgen Windeler den aktuellen Bericht. „Wenn Ärzte also vor der Frage stehen, was sie ihren Diabetes-Patienten konkret anbieten können, ob sie den Blutzucker möglichst weit absenken sollen und bei welchen Patienten dies vielversprechend ist, und bei welchen weniger, bekommen sie noch immer keine befriedigenden Antworten.“
Einen Überblick über Hintergrund, Vorgehensweise und weitere Ergebnisse des Berichts gibt folgende Kurzfassung.
Köln - 05.07.2011, 14:46 Uhr