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Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Neurostimulator als Implantat gegen Kopfschmerzen
Ein kleines Gerät im Oberkiefer soll die Behandlung von schweren Cluster-Kopfschmerzen verbessern. Erste Studienergebnisse mit dem neuartigen Neurostimulator wurden Ende Juni auf dem Internationalen Kopfschmerzkongress in Berlin vorgestellt.
Cluster-Kopfschmerz ist eine neurologische Erkrankung mit äußerst intensivem, stechendem Schmerz, der einseitig um das Auge auftritt. Außer den Schmerzen kann es auch zu tränenden Augen und Schwellungen sowie einer verstopften Nase kommen. Diese Art von Schmerz wird auch „Selbstmord-Kopfschmerz“ bezeichnet und zählt zu den schlimmsten Schmerzformen beim Menschen. Die Attacken können mehrmals täglich auftreten und dauern zwischen 15 Minuten bis drei Stunden an. Man schätzt, dass mindestens 1 von 1.000 Menschen an Cluster-Kopfschmerz leidet.
Bisher gab es für Cluster-Kopfschmerzpatienten nur wenige Behandlungsoptionen. Die gängigen Ansätze umfassten die präventive Medikation und abortive Therapien zur Akutbehandlung wie injizierbare Substanzen und das Inhalieren von Sauerstoff. Diese Behandlungsformen können jedoch bei manchen Patienten nicht angewendet werden, zum Beispiel, wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen; bei anderen Patienten treten erhebliche Nebenwirkungen auf.
Der neue implantierbare Neurostimulator könnte jetzt die Behandlungsmöglichkeiten bei Cluster-Kopfschmerzen erweitern. Das Neurostimulationssystem besteht aus einem neuartigen implantierbaren Mini-Stimulator. Er ist etwa mandelgroß und wurde für die Behandlung starker Kopfschmerzen einschließlich Cluster-Kopfschmerz und Migräne entwickelt. Er wird ohne sichtbare Narben oder kosmetische Beeinträchtigungen in das Zahnfleisch implantiert. Die Spitze des Implantats wird an dem als Ganglion sphenopalatinum (GSP) oder Meckel-Ganglion bezeichneten Nervenbündel hinter dem Wangenknochen platziert. Schon seit Jahren konzentriert man sich in der Klinik bei der Behandlung starker Kopfschmerzen auf das GSP, um dort vor allem Lidocain oder sonstige Substanzen zu injizieren, um so die Nervenblockade auszulösen. Nach Implantation des Mini-Stimulators kann der Patient über eine externe Fernsteuerung, die einem großen Mobiltelefon ähnelt, bei Bedarf die Stimulation auslösen, die zur Linderung des Kopfschmerzes führt. Nach Behandlung der Schmerzen wird das Fernsteuergerät einfach wieder von der Wange genommen und die Stimulationstherapie damit ausgeschaltet.
Das Gerät wird in der Pathway-CH-1 Studie an bislang 22 Personen getestet; insgesamt sollen rund 40 Patienten eingeschlossen werden. Von sieben dieser 22 Patienten liegen jetzt Stimulationsdaten aus der Titrationsphase vor. In der Titrationsphase werden die Stimulationsparameter eingestellt und ggf. angepasst. Danach werden die Kopfschmerzen der Patienten im Rahmen einer experimentellen Phase in randomisierter Form mit einer von drei verschiedenen Stimulationsdosen behandelt, darunter ein Placebo. Eine Schmerzlinderung innerhalb von 15 Minuten -primärer Endpunkt der Studie- wurde bei 66 Prozent der behandelten Kopfschmerzattacken (n=57) erreicht. Gleichzeitig verringerte sich mit der Stimulation die Häufigkeit der Kopfschmerzen bei der Mehrheit der Patienten; im Vergleich zum Vier-Wochen-Zeitraum vor Beginn der Studie sank die Kopfschmerz-Häufigkeit während der Studie bei 70 Prozent der Patienten um mindestens 50 Prozent.
Quelle: Presseinformation der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, München, 26. Juni 2011.
Berlin - 19.07.2011, 09:32 Uhr