Alzheimer-Demenz

Studie zur tiefen Hirnstimulation gestartet

Köln - 21.07.2011, 10:34 Uhr


An der Uniklinik Köln startet jetzt eine Studie zum erstmaligen Einsatz der tiefen Hirnstimulation zur Behandlung leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz.

Basierend auf verschiedenen aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen hoffen die Wissenschaftler, dass sich die tiefe Hirnstimulation positiv auf die neuronalen Regelkreise auswirkt, die im Rahmen der Alzheimer-Demenz vom Zelluntergang betroffen sind.

Als Ziel für die Stimulation im Gehirn haben die Wissenschafter vor allem den sogenannten Nucleus basalis Meynert im Visier, ein Kernareal im Bereich des basalen Vorderhirns, das aussieht, wie eine flache Scheibe. „Die Zellen dieser Region versorgen mit dem Botenstoff Acetylcholin vielfältige Bereiche der Hirnrinde, die bei den Demenz-Kranken nicht funktionieren. Deswegen fallen selbst einfachste Tätigkeiten wie Essen oder Zähneputzen so schwer“, so Prof. Dr. Volker Sturm, Direktor der Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie der Uniklinik Köln.

Das Verfahren der tiefen Hirnstimulation wurde Ende der 1980er-Jahre zur Behandlung von Bewegungsstörungen eingeführt. Bei diesem Verfahren werden dem Patienten in beide Gehirnhemisphären Elektroden implantiert, die dann zeitlich kurze elektrische Impulse abgeben, um den Funktionszustand gestörter neuronaler Schaltungen zu beeinflussen. Diese Methode hat sich über einen langen Beobachtungszeitraum vor allem bei Parkinson und essentiellem Tremor als sehr wirkungsvoll erwiesen. Das Verfahren ist infolge seiner mittlerweile über 20-jährigen Anwendung gut bekannt und wegen seiner minimalen Invasivität nur mit geringen und seltenen Nebenwirkungen behaftet.

Nun soll die Stimulation das Voranschreiten der Alzheimer-Krankheit verzögern. Durch die Stimulation sollen Neurotrophine ausgeschüttet werden, also Schutz- und Wachstumsfaktoren für die Nervenzellen. Sind diese in ausreichendem Maß vorhanden, können sie den Fortbestand von neuronalen Verbindungen stabilisieren. So könnte der Verfall aufgehalten werden.

Allerdings betonen die Forscher, dass es für den Einsatz der tiefen Hirnstimulation bei Alzheimer-Demenz auch Grenzen gibt: So kommen für die Studie nur Patienten in einem frühen bis mittleren Stadium der Erkrankung in Frage, wenn die Diagnose der Demenz gestellt ist und der Patient im Alltag noch alleine gut zurecht kommt. Wenn zu viele Neuronen zerstört sind, ist eine Hirnschrittmacher-Operation wahrscheinlich nur noch wenig sinnvoll. Darüber hinaus müssen potentielle Patienten solch einem Eingriff auch noch zustimmen können.

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Studie sind erfüllte Diagnosekriterien einer Alzheimer-Demenz, Deutsch als Muttersprache, Alter zwischen 60 und 80 Jahre, Fähigkeit zur Einwilligung und die Zustimmung engster Angehöriger. Bei Interesse an der Studie stehen die Mediziner in der Gedächtnissprechstunde zu einem persönlichen Beratungsgespräch über die verschiedenen hiesigen Therapieoptionen zur Verfügung.

Kontaktmöglichkeit zum Studienbüro sowie zur Gedächtnis-Sprechstunde:

Diplom Psychologin Katja Hardenacke, Telefon: (0221) 478-87232, E-Mail: gedaechtnis-sprechstunde@uk-koeln.de

Quelle: Presseinformation der Uniklinik Köln, 30. Juni 2011.


Dr. Bettina Hellwig