Quartalsbilanz

Celesio: Apothekengeschäft unter Druck

Stuttgart - 10.11.2011, 11:08 Uhr


Die staatliche Sparpolitik im Gesundheitswesen führt beim Stuttgarter Pharmahändler Celesio in diesem Jahr zu einem deutlichen Gewinneinbruch. Nach Angaben des neuen Vorstandsvorsitzenden Markus Pinger belasten AMNOG und Co. die Celesio Bilanz in diesem Jahr mit rund 120 Millionen Euro.

Besonders ausgeprägt sind die Einbrüche im Apothekengeschäft von Celesio. Hier ging in den ersten drei Quartalen 2011 der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 31,2 Prozent auf nur noch 160 Millionen Euro zurück. Dafür verantwortlich sind aber vor allem die Investitionen in den Ausbau des schwedischen Apothekengeschäfts. Dort besitzt Celesio heute 78 DocMorris Apotheken. „Den Markteintritt würden wir wieder so machen“, rechtfertigte Pinger den Ausbau.

Die Gewinn-Entwicklung im Apothekengeschäft wurde laut Celesio zudem von staatlichen Maßnahmen, der Entkonsolidierung der niederländischen Apotheken Ende 2010 und dem Programm zur Neuausrichtung des britischen Apothekengeschäfts Lloydspharmacy negativ beeinflusst. Positive Entwicklungen in anderen Märkten sowie bei der Versandapotheke DocMorris konnten die negativen Effekte nicht ausgleichen.

Noch keine Neuigkeiten gibt es zur Zukunft der Celesio-Marke DocMorris in Deutschkand. Alle Optionen würden weiter geprüft, sagte Pinger: „Wir wollen den Konflikt mit den Apothekern lösen.“ Ein Verkauf von DocMorris sei aber nicht die erste Priorität. Die Integration von Vor-Ort-Apotheken mit dem Internethandel sei auch für die Vor-Ort-Apotheken langfristig von Vorteil.

Im dritten Quartal ging der Celesio-Überschuss von 80,6 Millionen Euro auf 59,9 Millionen Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen betrug 141,9 Millionen Euro, nach 184,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel auf 5,676 Milliarden Euro. Im dritten Quartal 2010 hatte Celesio noch 5,837 Milliarden Euro umgesetzt.

Für das laufende Geschäftsjahr 2011 hatte Celesio die bisherige Gewinn-Prognose bereits im Sommer gekappt: Nun werden mindestens 575 Millionen Euro vor Einmalaufwendungen erwartet. Zuvor war das Unternehmen von einem Gewinn von rund 600 Millionen Euro ausgegangen. Celesio sieht sich nach einem schwachen dritten Quartal 2011 inzwischen jedoch wieder auf stabilem Boden.

In den ersten neun Monaten 2011 ging das operative Ergebnis (EBITDA) um 18,7 Prozent auf 413,6 Millionen Euro zurück. Der Umsatz von Januar bis September 2011 verringerte sich hingegen nur leicht um 1,1 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Der Celesio-Vorstand sei aber zuversichtlich, aufgrund bereits eingeleiteter Maßnahmen die Wende zu einer wieder positiven Ergebnisentwicklung im kommenden Jahr zu erreichen.

„Wir haben mit der strategischen Neuausrichtung von Celesio und einem flankierenden Operational-Excellence-Programm nach unserer Überzeugung die richtigen Weichen gestellt, um die Ergebnisentwicklung kurzfristig zu stabilisieren und wieder zum Positiven zu wenden. Langfristig werden wir Celesio zurück auf den Weg von nachhaltigem und profitablem Wachstum bringen", unterstreicht Markus Pinger, Vorstandsvorsitzender von Celesio. Für das kommende Jahr 2012 sagte Celesio-Chef Pinger einen stabilen Umsatz und eine Gewinnstabilisierung bei 575 Millionen Euro vor Einmalbelastungen aufgrund des Umstrukturierungsprogramms voraus.


Lothar Klein