Welt-Aids-Tag

Trotz Rückgang der Neuinfektionen keine Entwarnung

Berlin - 30.11.2011, 16:37 Uhr


Weltweit ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen rückläufig. Auch in Deutschland erkrankten im vergangenen Jahr weniger Menschen am HI-Virus. Ein Ausruhen auf diesem Präventions-Erfolg kommt dennoch nicht infrage, betont Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember.

Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen sank im vergangenen Jahrzehnt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge um 15 Prozent auf 2,7 Millionen. Nach aktuellen Schätzungen des Robert-Koch-Instituts leben in Deutschland etwa 73.000 Menschen mit der Krankheit. Anlässlich des diesjährigen Welt-Aids-Tages berichtet die WHO jedoch auch von einer besorgniserregenden Entwicklung in Osteuropa und Zentralasien. Dort breitet sich Aids dramatisch aus: Ein Anstieg von 250 Prozent bei der Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen zehn Jahren – über 90 Prozent davon allein in Russland und der Ukraine.

Doch auch wenn die Lage sich hierzulande nicht so dramatisch darstellt: Die Zeit für Entwarnungen ist nicht gekommen. Insbesondere, weil viele Menschen in Deutschland die Infektion nicht mehr als eine der gefährlichsten Krankheiten wahrnehmen, erklärt Pott. Daher müsse man die Bevölkerung immer wieder zum Schutzverhalten motivieren. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) lobte jedoch die bisherige Wirkung der seit Jahren betriebenen Aufklärung. „Wir sind erfolgreich, weil Staat und Bürger seit langem Hand in Hand zusammenarbeiten.“

Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), der Verursacher der Immunschwächekrankheit Aids, wurde im Jahr 1983 entdeckt. Bereits ein Jahr danach wurde der erste HIV-Antikörpertest vorgestellt und 1987 brachten die ersten Pharmaunternehmen ein Medikament gegen die Krankheit heraus. Seitdem wurden Medikamente mit insgesamt 25 verschiedenen Wirkstoffen entwickelt, die HIV-Infizierten oftmals ein weitgehend normales Leben ermöglichen. Innovative Medikamente ermöglichen HIV-positiven Müttern heute außerdem fast immer, gesunde Kinder zur Welt zu bringen.

In benachteiligten Ländern sieht dies jedoch ganz anders aus: Laut dem Aktionsbündnis gegen Aids infizierten sich 2010 weltweit 390.000 Kinder mit HIV – fast alle in armen Ländern und während Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit. Das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung ließe sich durch einen frühzeitigen Zugang zu HIV-Tests und Medikamenten deutlich reduzieren, so das Aktionsbündnis. Allerdings hätten im Jahr 2010 nur rund die Hälfte aller schwangeren Frauen in Ländern niedrigen und mittleren Einkommens Zugang zu einer – oftmals nicht den aktuellen Standards entsprechenden – antiretroviralen Behandlung gehabt.

Mehr zum Welt-Aids-Tag und der BZgA-Kampagne: www.welt-aids-tag.de


Juliane Ziegler