Antientzündliche Wirkstoffe

Spezifischer Proteinkinase-Inhibitor

Tübingen - 29.01.2012, 10:00 Uhr


Insgesamt 518 Proteinkinasen sorgen in Körperzellen für die Signalübertragung und sind auch für Krankheiten verantwortlich. Tübinger Wissenschaftler haben einen Wirkstoff entwickelt, mit dem sich eine einzelne Proteinkinase mit sehr hoher Selektivät hemmen lässt.

Proteinkinasen sind hoffnungsvolle Ansatzpunkte (drug targets) für neue Arzneistoffe des 21. Jahrhunderts: Das menschliche Genom enthält insgesamt 518 dieser Enzyme, die in Körperzellen für die Übertragung von Signalen verantwortlich sind. Mindestens 244 davon spielen auch bei Erkrankungen eine Rolle. Ist eine Proteinkinase fehlreguliert, trägt sie beispielsweise bei Krebserkrankungen zum Wachstum von Tumoren bei oder sorgt bei Autoimmunerkrankungen für einen ständigen Entzündungsstimulus. 

Wissenschaftler der Universität Tübingen haben nun erstmals einen Weg gefunden, diese Signalübertragung selektiv zu unterbrechen, indem sie nur eine einzelne Proteinkinase hemmen. Derzeit sind weltweit zwölf Proteinkinase-Hemmer als Arzneimittel zugelassen, die aber stets mehrere Kinasen (bis zu 50) gleichzeitig hemmen. Dies kann bei Krebs sinnvoll sein, führt aber auch zu Nebenwirkungen.

Für ein gezielteres Eingreifen haben Professor Stefan Laufer vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie und Professor Thilo Stehle vom Interfakultären Institut für Biochemie deshalb in Kooperation den Wirkstoff „Skepinone-L“ entwickelt und seine Bindungseigenschaften untersucht. Als erster Stoff hemmt dieser selektiv eine der zentralen Kinasen im Entzündungsgeschehen, die „p38 MAP-Kinase“. Die Forscher konnten den entsprechenden Bindungsmechanismus durch Strukturaufklärung belegen. Skepinone-L bilde eine molekulare Grundlage für eine komplett neue Generation von Entzündungshemmern, so die Wissenschaftler. 

Literatur: Koeberle, S., et al.: Nature Chem. Biol. 2011, Online-Publikation: doi:10.1038/nchembio.761


Dr. Bettina Hellwig