Infektionskrankheiten

Bakterien-Biofilme durchdringen

Braunschweig - 19.02.2012, 10:00 Uhr


Einem Schleim ähnlich und kaum zu durchdringen sind die Biofilme, die viele Bakterien bei einer Infektion bilden. Sie bestehen meist aus sehr langen Polymeren. Zahlreiche Bakterien-Arten, unter ihnen gefährliche Krankheitserreger wie Pseudomonaden und Staphylokokken, schützen sich damit sowohl vor der Immunabwehr als auch vor dem Angriff von Antibiotika.

Durch bakterielle Infektionen entstandene und nicht behandelbare Biofilme sind häufig die Ursache dafür, dass Knie- und Hüftgelenkprothesen oder auch künstliche Herzklappen ersetzt werden müssen. Schwere Erkrankungen wie Herzinnenhaut-Entzündung, Mukoviszidose oder die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), bei denen Biofilme eine maßgebliche Rolle spielen, verlaufen oft tödlich. Einen Wirkstoff, der diese Biofilme verhindern oder auflösen kann, gibt es bislang nicht. 

Ein Forschungsprojekt mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig soll den Biofilmen jetzt mit Wirkstoffen aus der Natur zu Leibe rücken, wie das HZI mittteilte. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt wird von dem Pharmaunternehmen Sanofi koordiniert. Das Konsortium versucht, innerhalb von drei Jahren einen ersten Biofilm-Inhibitor in die präklinische Prüfung zu bringen. Dafür stehen Forschungsgelder in Höhe von 7,2 Millionen Euro bereit. Die Hälfte davon stellt das BMBF, die andere Hälfte bringt Sanofi als Eigenleistung selbst ein.

Fündig werden könnten die Wissenschaftler möglicherweise bei Stoffen aus der Natur: Sanofi und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung verfügen zusammen über eine der größten und vielversprechendsten Sammlungen an Mikroorganismen – und an chemischen Verbindungen, die aus ihnen isoliert wurden. Die biofilmauflösende Aktivität dieser Substanzen soll in einem in seiner Art einmaligen Biofilmtest charakterisiert werden.

Mit einem systematischen Testverfahren sollen Substanzen qualitativ und quantitativ auf eine mögliche biofilmhemmende Wirkung in Pseudomonaden getestet werden. Neben der Suche nach Wirkstoffkandidaten in detaillierten Screenings wollen die Forscher im Rahmen des Projektes auch die Bildung und die mögliche Bekämpfung von Biofilmen im Körper von Mäusen untersuchen. 


Dr. Bettina Hellwig