Digitale Betriebsprüfung

Apotheker im Focus des Fiskus!

München - 02.03.2012, 11:26 Uhr


Nachdem im vergangenen Jahr vor allem Apotheken in Hessen, Niedersachsen und Hamburg von den Steuerprüfern mit einer digitalen Betriebsprüfung durchleuchtet wurden, dehnen die Finanzbehörden diese Art der Prüfung derzeit auf die anderen Bundesländer aus.

„Heute wird in allen Bundesländern digital geprüft“, so Dr. Bernhard Bellinger, Experte und Steuerrechtler, auf dem Deutschen Apothekenkongress in München. Nicht wenige der Steuerprüfer gingen davon aus, „dass Warenwirtschaftssysteme kategorisch manipuliert werden“. Und es habe sich unter Prüfern herumgesprochen, dass es bei Apotheken etwas zu holen gibt. Die Finanzbehörden wittern eine willkommene Einnahmequelle.

Bellinger warnte davor, die Steuerprüfer zu unterschätzen. Die Finanzbehörden seien heute bestens auf die digitale Betriebsprüfung vorbereitet. Sie kennen die unterschiedlichen Apotheken-Systeme, wissen um die Schwachstellen und Manipulationsmöglichkeiten, sie tauschen sich auf internen Fortbildungsveranstaltungen aus und kommunizieren über ihre Erfolge und Treffer in einem geschlossenen Internetportal. 

Oberstes Gebot für die Apotheke und das Warenwirtschaftssystem: die Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme (GoBS) sind einzuhalten (Sie finden sich auf den Internetseiten des Bundesfinanzministeriums). Sie bilden die Grundlage für die Abgabenordnung. Ergeben sich durch die digitale Prüfung Hinweise darauf, dass die GoBS nicht eingehalten wurden, dürfen die Prüfer schätzen. Als häufigste Methode der Prüfung gilt die sogenannte Z 3-Prüfung: Die Apotheke muss dem Prüfer einen Datenträger (CD) mit steuerrelevanten Daten überlassen. 

Bellinger warnte ausdrücklich davor, Manipulationen am Warenwirtschaftssystem vorzunehmen, indem man sogenannte Zapper einsetzt. Es soll Apotheken-Softwarehäuser geben, die ihren Kunden solche kleinen Programme auf einen USB-Stick zur Verfügung stellen, mit denen sich das System, beispielsweise das Kassenbuch, temporär manipulieren lässt. Steuerprüfer können heute die Schnittstellen für einen Zapper im Warenwirtschaftssystem entdecken, was bereits einen Anfangsverdacht auf die Apotheke wirft. „Sie können davon ausgehen“, so Bellinger, „dass der Prüfer etwas finden wird, um Sie zu schätzen.“


Peter Ditzel