Private Krankenversicherung

2010: Steigende Arzneimittelausgaben

Berlin - 02.04.2012, 16:12 Uhr


Obwohl im Jahr 2010 weniger Arzneimittel zu Lasten der privaten Krankenversicherung verordnet wurden, stiegen die Arzneimittelausgaben an. Demnach erhöhten sich die Ausgaben je Versicherten um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die vom Wissenschaftlichen Institut der PKV (WIP) erarbeitete Jahresübersicht 2010 stellt die Entwicklung der Arzneimittelausgaben innerhalb der PKV dar und ermöglicht gleichzeitig einen Vergleich zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung.

Auffällig ist nach Angaben des WIP, dass im Bereich der PKV-Arzneimittelausgaben ein Drittel der abgerechneten Arzneimittel nicht verschreibungspflichtig ist. Unter den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln seien in 2010 mehr Parallel- und Reimporte und mehr Generika gewesen als im Vorjahr. Der Anteil an Importen betrage mittlerweile 7,1 Prozent des Umsatzes, die Generikaquote bei Verschreibungen liege bei 55,5 Prozent, so das Institut. 

In Bezug auf verschiedene Indikationen zeige sich, dass deutlich mehr Arzneimittel gegen säurebedingte Beschwerden (hauptsächlich Protonenpumpeninhibitoren) zu Lasten der PKV aufgeschrieben worden seien als noch im Vorjahr (+23,9 %). Demgegenüber seien im gleichen Zeitraum die Verordnungszahlen für Erkältungspräparate (-16,9 %), Impfstoffe (-13,2 %) und homöopathische Arzneimittel (- 13,9 %) gesunken. Insgesamt seien die durchschnittlichen Ausgaben je Verordnung gestiegen, die Verordnungszahlen gingen nach Angaben des WIP aber um 1,3 Prozent zurück.

Im Vergleich mit der gesetzlichen Krankenversicherung fiel bei den Arzneimittelausgaben auf, dass weiterhin der Cholesterinsenker Sortis®(Atorvastatin) das umsatzstärkste Arzneimittel der PKV ist, wohingegen es in der Verordnungshäufigkeit bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nur auf Platz 299 aufgeführt wird. Grund für den Unterschied ist, dass Sortis® nicht in eine Festbetragsgruppe eingeordnet wurde und so nur gegen Zahlung eines Aufpreises zu Lasten der GKV abgegeben werden kann. Das Arzneimittel mit dem zweithöchsten Umsatz zu Lasten der PKV ist den Ergebnissen nach der monoklonale Antikörper Adalimumab (Humira®), ein Immunsuppressivum und TNF-Antagonist, der bei aktiver rheumatoider Arthritis zum Einsatz kommt. Humira® ist nach statistischen Auswertungen das umsatzstärkste Arzneimittel der GKV. Der Protonenpumpenhemmer Esomeprazol (Nexium®), der auf Rang drei der umsatzstärksten Arzneimittel der PKV folgt, wurde schon vor 2010 – wie Sortis® – in der GKV vergleichsweise wenig abgegeben: In der Tabelle fiel Nexium® von Platz 191 auf Platz 273 der umsatzstärksten GKV-Arzneimittel, auch weil es seit Jahresende 2010 preisgünstigere Generika auf dem Markt gebe. 

Der durchschnittliche Verordnungspreis von Fertigarzneimitteln ist in der PKV um 4,4 Prozent angestiegen, eine überdurchschnittliche Preissteigerung sei bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohne Festbetragsbindung anzunehmen. Die gesetzliche Krankenversicherung habe bereits im August 2010 einen erhöhten Herstellerrabatt einfordern können, wodurch sich der Preisabstand zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung auf 12,7 Prozent erhöht habe.


Almuth Schmidt