Suchtmediziner kritisieren KV Hamburg

„Gesetze werden in Hamburg seit Jahrzehnten gebrochen“

Hamburg - 21.05.2012, 11:45 Uhr


Eine Internetseite sorgt für Diskussionen: Auf www.methadonliste-hamburg.de haben Substitutionspatienten eine „Hitliste“ von „Hamburgs lockersten Methadon-Ärzten“ aufgestellt und diskutieren öffentlich darüber, wie man Methadon intravenös spritzen oder einen Beikonsum anderer Substanzen verschleiern kann. Der Dachverband der substituierenden Ärzte in Deutschland (DSÄ) kritisiert nun insbesondere das Verhalten der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung.

Der DSÄ verurteilt die „Heuchelei der KV Hamburg“ und kritisiert die „laxe“ Vergabe von Methadon durch die Suchtmediziner. Walter Plassmann, der stellvertretende Vorsitzende der KV Hamburg, hatte gegenüber dem Hamburger Abendblatt erklärt (Ausgabe vom 16. Mai), alle Ärzte, die Substitute verschreiben dürften, unterlägen einer sehr strengen Kontrolle. Laut DSÄ erwecke Plassmann hiermit zu Unrecht den Anschein, diese Ärztekontrollen fänden auch in Hamburg statt.

Tatsächlich sei es so, dass die strengen gesetzlichen Regelungen zur Substitutionstherapie „in Hamburg seit Jahrzehnten gebrochen“ würden, so der Generalsekretär des DSÄ, Dr. Ingo Rempel. Die in Fachkreisen als „Hamburger Modell“ bekannte „laxe Weitergabe“ von Methadon  und anderen Drogensubstituten sei ein „Skandal“ und sowohl der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg als auch den Behörden und dem Senat bekannt.

Der DSÄ appelliert nun an die verantwortlichen Politiker, die Ärzte- und Apothekerschaft in Hamburg, Substitutionstherapien nach den gesetzlichen und suchtmedizinischen Vorgaben durchzuführen. Aufgrund mehrerer – teils tödlicher – Vergiftungsfälle mit Substitutionsmitteln hatten die Suchtmediziner schon Anfang des Jahres generell strengere Regeln für die „Take-home“-Vergabe von Substitutionsmitteln gefordert.

In Hamburg prüfe die Ärztekammer derzeit rechtliche Schritte gegen die Internetseite: „Wir haben einen externen Rechtsanwalt beauftragt. Er soll klären, ob durch die Nennung der Ärzte Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die Mediziner gegebenenfalls dagegen vorgehen können“, sagt Dorthe Kieckbusch, Sprecherin der Hamburger Ärztekammer gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Die Gesundheitsbehörden fühlen sich indes nicht zuständig: „Wir können als Behörde nichts gegen die Seite unternehmen, aber Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung sollten prüfen, wie sie mit solchen Veröffentlichungen umgehen“, so Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde.


Almuth Schmidt


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